Fotografie kann und darf über das bloße Abbild der Wirklichkeit hinaus gehen. Besonders in Zeiten der fotografischen (Selbst-)Darstellung aber scheint die Abstraktion eher ungewöhnlich, fast schon artfremd. Mit seinen Werken zeigt der Fotograf Thomas Wunsch, wie Farbe, Struktur, Raum und Interpretation zu Ergebnissen führen, die ebenso bruchhafte wie dynamische Bildwelten zutage bringen.
Vernissage: 9. Mai 2018, Ausstellung: 10. Mai bis 16. Juni 2018
Die ungegenständliche Bilddarstellung, die nicht mehr oder auch noch nicht Form ist, hat sich in der Kunst spätestens seit der abstrakt-expressionistischen Umbrüche Anfang des 20. Jahrhunderts etabliert. Auch in der Fotografie gibt es diese Tendenzen, doch bleibt die fotografische Abstraktion eher eine Ausnahme. Das gilt umso mehr, als dass die neue Bilderflut durch die zahlreichen Social-Media-Kanäle wie Instagram vor allem dem Abbild einer Wirklichkeit dienen und dabei weniger der künstlerischen Verfremdung Raum geben. Mehr noch: Der Spezialform „Architekturfotografie“ wohnt ein dokumentarisches Moment inne, das das Narrative der Alltagsfotografie ausklammert und die Realität bloß abzubilden sucht.
Die Bilder des Fotografen Thomas Wunsch folgen diesem Trend ausdrücklich nicht und markieren einen Vorstoß in das Reich der Abstraktion. Sie sind Strukturen wie aus einer eigenen Welt. Farbflüsse, Übergänge, Verzahnungen, Schatten, Verwischungen und Brüche wohnen ihnen inne, unbestimmbar, nicht zu fassen und doch leichthändig und wirkungstief. Farbe, Struktur, Raum, Licht und Schatten – zentrale Themen von Architektur und Gestaltung – sind dabei die Grundpfeiler. Konsequent verzichtet der Fotograf auf eine dokumentarische Abbildhaftigkeit und begibt sich eher auf die Suche nach dem wahren Kern. Er erkundet die Wirklichkeit, die am Ende ebenso bruchhaft wie dynamisch eine Bildwelt zutage bringt, die in den Bann zieht.
Im Mittelpunkt steht dabei immer der Betrachter, denn das Fehlen jeglichen Anhaltspunkts dafür, was tatsächlich fotografiert wurde, lässt einen großen Spielraum für die Interpretation. So sieht jeder Betrachter in den Fotografien von Thomas Wunsch etwas Anderes. Auch das macht den Reiz der großformatigen Fotografien aus und ist schlussendlich ein wichtiger Teil seines fotografischen Konzeptes.
Thomas Wunsch
begann im Alter von 17 Jahren zu fotografieren, als er in die USA zog und Mitglied der Kodak Young Photographers League wurde. Als er ein Fotostudio in Hamburg eröffnete, widmete er sich der Mode-, Stillleben- und Porträtfotografie, bei der er Persönlichkeiten wie Barbra Streisand, Frank Zappa, Yoko Ono, den Dalai Lama, Jeff Koons, Annie Leibovitz, Nastassja Kinski, Sting, Ai Weiwei, Harvey Keitel oder Daniel Barenboim fotografierte. Zurück in den USA arbeitete er viele Jahre als Fotograf in einer Filmproduktionsfirma. Im Jahr 2000 begann er schließlich, abstrakt zu fotografieren. Seinen Fotografien wurden bisher in zahlreichen Museen und Galerien in aller Welt gezeigt und von der renommierten deutschen Plattenfirma ECM als LP- und CD-Cover veröffentlicht. Mehr als 30 Bücher mit seinen Fotos wurden veröffentlicht, außerdem ist er Mitglied unter anderem des Museum of Modern Art (MoMA), Gründungsmitglied von 360 Minutes of Art und Mitglied der World Photography Organisation.
www.wunsch-photography.com
UNTITLED ABSTRAKTION
Fotografien von Thomas Wunsch
Vernissage: Mittwoch, 9. Mai 2018, Einlass 19 Uhr
Das Raumgeflüster: ab 19:30 Uhr mit Thomas Geuder, Thomas Wunsch und dem Publikum
Im Anschluss: Get-Together bei Getränken und Fingerfood
Anmeldung: erbeten unter derRaumjournalist(at)raumjournalismus.net oder per Kontaktformular oder per Facebook.
Dauer der Ausstellung: 10. Mai bis 16. Juni 2018
Ort: Die Raumgalerie, Ludwigstraße 73, 70176 Stuttgart
Öffnungszeiten: siehe Seitenleiste oben
Die Fotografien von Thomas Wunsch können während und noch einige Wochen nach der Ausstellung in der Raumgalerie gekauft werden.