Eingriff in die Raumtemperatur
Für die Architekturbiennale in Venedig realisierten die Klimaingenieure Thomas Auer und Jochen Lam von Transsolar eine technische Rauminstallation, die die Funktion handelsüblicher Klimageräte physisch wie symbolisch invertiert. An der Decke des Eingangsraums zur Ausstellung Terms and Conditions hängen Außengeräte, die heiße Luft in den Raum leiten, um die dahinterliegende Halle zu kühlen. Die dabei entstehenden thermischen Zonen machen spürbar, wie Kühlung andernorts mit Erhitzung einhergeht. Von italienischen Schrottplätzen stammen 80 der 92 verwendeten Geräte, zwölf davon sind aktiv in Betrieb. Strahlungswärme unterstützt gezielt die horizontale Temperaturverteilung, sodass sich beim Gang durch den Raum ein gradueller Temperaturanstieg – bis zum Klima von 2100 – einstellt.
Räumliche Umsetzung globaler Dynamiken
Die technischen Maßnahmen erzeugen ein präzise abgestimmtes Raumklima. Luftführung, Temperaturgradienten, Abschirmung und Abwärmenutzung werden so eingesetzt, dass ein klimatischer Erzählraum entsteht. Die Gestaltung abstrahiert den globalen Umgang mit thermischem Komfort: Innenräume bleiben kühl, die Abwärme wird ausgelagert – ein energetischer Verdrängungsprozess, der durch fossile Energien gestützt wird. Die Ingenieurleistung verdeutlicht dabei nicht nur den aktuellen Stand verfügbarer Klimatechnik, sondern zeigt auch deren gesellschaftliche und ökologische Implikationen.
Kritische Verortung der Gebäudetechnik
Die Installation ist Teil eines kuratierten Diskurses. Sie basiert auf der Onlinepublikation After Comfort: A User’s Guide sowie wissenschaftlicher Beratung durch Klimaforscher:innen der ETH Zürich. Begleitend erscheinen Fachtexte und Veranstaltungsformate. Terms and Conditions macht physisch erfahrbar, wie gebäudetechnische Systeme Komfort schaffen und zugleich zur Verschärfung klimatischer Ungleichheiten beitragen. Die verwendeten Mittel sind eindeutig technischer Natur – und geben Einblick in ein Zukunftsszenario, das aus ingenieurwissenschaftlicher Sicht bereits heute simulierbar ist.