Perspektiven für die Planungsbranche beim Ingenieur Summit 2025

Wertvoller fachlicher Austausch mit über 300 Teilnehmenden in Berlin

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Am 5. Juni brachten Bundesingenieurkammer und Verband der Beratenden Ingenieure im neuen Veranstaltungsformat „Ingenieur Summit“ für die Planungsbranche Expertinnen und Experten aus Ingenieurbüros, Behörden, Bauwirtschaft, Forschung und Politik zum fachlichen Austausch im Berliner Gasometer zusammen.
Infrastruktur

Das Thema Infrastruktur eröffnete Christian Hirte MdB, neuer Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, indem er über die Vorhaben der Bundesregierung für schnellere Planung und Realisierung informierte. Insbesondere zum „Sondervermögen Infrastruktur“ erläuterte er Vorgehen und Zeitplan der Bundesregierung.

Im Anschluss diskutierten über notwendige Maßnahmen zur schnellen und gleichzeitig qualitativ sicheren Umsetzung von Infrastrukturprojekten: Christian Bernreiter (Bayerischer Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr), Dr. Katja Hüske (DB InfraGO), Dirk Brandenburger (Technischer Geschäftsführer, Die Autobahn GmbH), Dr. Matthias Jacob (Vizepräsident Hochbau, Hauptverband der Deutschen Bauindustrie), Prof. Dr. Mike Schlaich (Partner, schlaich bergermann partner) und Jens Tartler (Stellvertretender Redaktionsleiter, Tagesspiegel Background).

Einig waren sich alle, dass Investitionsprogramme für Planungssicherheit langfristig und einfach zugeschnitten sein müssen. Auch möglichst schnelle Fortschritte bei der Digitalisierung seien zur Umsetzungsbeschleunigung dringend erforderlich. Um verlorenes Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Staates und seiner Akteure zurückzugewinnen, müssten für die Bevölkerung sichtbare Verbesserungen bei der vernachlässigten Infrastruktur noch in dieser Legislaturperiode erreicht werden. Dafür brauche es jetzt nicht mehr Erkenntnis, sondern Handeln. Dafür wurde von allen Beteiligten eine gewisse Aufbruchstimmung mit dem Willen zum Miteinander ausgedrückt.

Digitales & KI

Helena Soimakallio, Geschäftsführerin des finnischen Planerverbands SKOL, berichtete in ihrem Impuls „Vorreiter Finnland – Digitalisierung schafft Innovationen“, wie in Finnland digitale Lösungen und Anwendungen forciert worden sind und weiter werden. Sie skizzierte die dadurch erzielten Vorteile, die sich letztlich für die Beteiligten auszahlen würden. Dass die Digitalisierung auch manchmal dem Prinzip „trial an error“ folge, illustrierte anhand der BIM-Daten eines Projekts, wo nach verschiedenen Konvertierungen am Ende das Dach den Boden dargestellt habe. Solche drastischen Anfangsprobleme seien aber inzwischen gelöst.

Im anschließenden Panel mit Prof. Dr.-Ing. Markus König (Professor für Bauinformatik, Ruhr-Universität Bochum) und Dr. Lisa Theresa Lenz (Gründerin & CEO, Building Information Cloud) wurde deutlich: Die technischen Werkzeuge sind da. Was fehlt, sind politische Leitplanken, rechtliche Sicherheit – und der Mut, alte Strukturen zu hinterfragen.

Wie Kosten gesenkt und der Hochbau angekurbelt werden kann

Dr. Olaf Joachim, Staatssekretär, Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, informierte in seinem einleitenden Impulsvortrag über die nächsten Schritte seines Ministeriums bzw. der Bundesregierung. So würden die wichtigsten planungsrechtlichen Änderungen für schnellen und einfachen Wohnungsbau jetzt vorangetrieben und noch im Juni in das Bundeskabinett eingebracht – allen voran der sogenannte „Bauturbo“, der Paragraf 246, der befristet das Abweichen von sonstigen Vorschriften erlaube. Ergänzt werde dies durch weitere dauerhafte Regelungen zum Beispiel zur Erleichterung von Aufstockungen und zur Erleichterung von Nachverdichtungen in der zweiten Reihe. Beim Thema Standards seien sich Länder und Bauwirtschaft einig, dass das einfachere, kostenreduzierte und experimentelle Bauen weiter gestärkt und beschleunigt werden müsse. Die Vertragsfreiheit solle wieder in den Vordergrund gerückt werden und das Bauministerium unterstütze dabei die seitens des federführenden Justizministeriums auch sehr schnell vorgesehene Novelle für das einfache Bauen (Gebäudetyp E) und werde sich in den Abstimmungen entsprechend einbringen. Dr. Joachim: „Aber unabhängig von den gesetzlichen Regelungen sollten wir die Praxis auch darin weiter ermutigen, das gute und einfachere Bauen und Planen auch umzusetzen.“

In der Paneldiskussion tauschten sich Dr. Olaf Joachim (Staatssekretär, Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen), Andrea Gebhard (Präsidentin, Bundesarchitektenkammer), Carolin Strotmann (Standortleiterin Dortmund, Schüßler-Plan) und Michael Gilka (Hauptgeschäftsführer, Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen) über die erforderlichen Veränderungen bezüglich Planen, Genehmigen und Bauen aus. Dabei herrschte u. a. Konsens über eine Reduzierung von Baustandards (Anerkannte Regeln der Technik/Gebäudetyp E/DIN-Normen).

Finanzierung kommunaler Investitionen

Im abschließenden Themenbereich des Ingenieur Summits gab Prof. Dr. Carsten Kühl (Wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer, Deutsches Institut für Urbanistik) einen unverblümten Einblick in die finanzielle Situation der kommunalen Auftraggeber. Die Investitionsversäumnisse der Vergangenheit hätten sich derart kumuliert, dass auch die avisierten Mittel aus dem Infrastrukturfonds nicht ausreichen würden, um alle anstehenden Aufgaben der Kommunen zu finanzieren. Adäquate finanzielle Spielräume – in Haushalten abgesichert – sowie mehr Handlungsfreiheiten seien unabdingbar und würden zugleich mehr Effizienz ermöglichen.

Darin war er sich in der anschließenden Diskussion mit Melanie Kunzmann (Mitglied der Geschäftsleitung, PD – Berater der öffentlichen Hand) einig: Innovation und Investitionen vor Ort seien der sinnvollste Ansatz für schnellere und wirtschaftlichere Lösungen. Dann könnten die Kommunen ihrem Auftrag auch gerecht werden und die Bürgerinnen und Bürger Handlungsfähigkeit und Verbesserungen in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld wahrnehmen.

Ausklang mit Weit- und Ausblick

Die Abendveranstaltung bot mit ihrem Veranstaltungsort „Sky Lounge“ nicht nur optisch einen Weitblick (über Berlin), sondern durch die Rede von Dr. Stephan Hofmeister, Präsident des Bundesverbands Freier Berufe, auch einen mutmachenden Ausblick hinsichtlich der anstehenden Aufgaben durch Vertrauen in die Innovations- und Motivationskraft der Freien Berufe.

Fachlicher und persönlicher Austausch prägten anschließend auch den Ausklang des Ingenieur Summits 2025 über den Dächern der Hauptstadt.

Das war der Ingenieur Summit 2025: Bildergalerie

Mehr Infos: www.ingenieur-summit.de

Schneller Planen und Bauen – Baurecht und Bauordnungen umgehend reformieren
Sechs-Punkte-Erklärung von Bundes­ingenieur­kammer und VBI zum Ingenieur Summit 2025

Die Bundesregierung und die Länder müssen dringend wirksame Reformen einleiten, um die Erneuerung der Infrastruktur, die Energiewende und den Wohnungsbau endlich wieder in Gang zu bringen. 

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