Sowohl Ingenieur- als auch Architekturbüros konnten ihre Gesamtleistung in den vergangenen Jahren nominal und real zwar steigern, aktuell erzielen allerdings nur noch rund 84 Prozent der Büros einen Gewinn, im vergangenen Jahr waren es dagegen noch knapp 97 Prozent.
Die Ursachen der angespannten Lage liegen in gestörten Projektabläufen, regulatorischen Anforderungen und dem Ringen um faire Verträge mit angemessener Vergütung. Insgesamt nehmen die Projektlaufzeiten teilweise deutlich zu. Die zunehmenden Aufwände und der Fachkräftemangel insbesondere in den Ingenieurbüros limitieren die Kapazitäten zunehmend und stehen damit auch der Umsetzung des Sondervermögens bei Infrastruktur und Energie im Weg.
Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer: „Der Markt und die Strukturen der Ingenieurbüros sind intakt. Investitionsstau und unklare Förderkulissen durch die unsichere politische Lage des vergangenen Jahres machen sich jedoch auch bei den Ingenieurbüros bemerkbar. Durch den Fachkräftemangel sehen sich die Büros in den nächsten Jahren zusätzlich unter Druck. Die Personalkosten werden weiter steigen, was sich auch in den Honoraren widerspiegeln muss.“
Die Befragung wurde von den Planerorganisationen AHO (Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung), BAK (Bundesarchitektenkammer), BIngK (Bundesingenieurkammer) und VBI (Verband Beratender Ingenieure) beauftragt. Erstmals übernahm Durchführung und Auswertung das Institut der deutschen Wirtschaft. An der Umfrage beteiligten sich rund 2.500 Büros, darunter rund zwei Drittel Ingenieurbüros und etwa ein Drittel Architekturbüros. Die Umfrage beleuchtet die betriebswirtschaftliche Lage der Büros im Hinblick auf Leistungs- und Kostenstruktur, Auftragsbestand und Personal. Untersucht wurden auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Im Ergebnis liefert die Befragung wertvolle Hinweise zur Beurteilung der wirtschaftlichen Situation von Ingenieur- und Architekturbüros. Sie verdeutlicht, in welchen Bereichen gezielte Maßnahmen erforderlich sind, um die wirtschaftliche Stabilität und Zukunftsfähigkeit der Branche zu sichern. Die hohe Beteiligung sowie die Vielzahl detaillierter Rückmeldungen unterstreichen das große Interesse an einer transparenten Auseinandersetzung mit der aktuellen Lage und führen zu belastbaren Ergebnissen.
Zentrale Ergebnisse
Gewinne gehen zurück: Sowohl Ingenieur- als auch Architekturbüros konnten ihre Gesamtleistung in den vergangenen Jahren nominal und real steigern. Aktuell erzielen allerdings nur noch rund 84 Prozent der Büros einen Gewinn, im vergangenen Jahr waren es dagegen noch knapp 97 Prozent. Gemessen am absoluten Umsatz sind die Planungsunternehmen der Ingenieure im Schnitt deutlich größer als die der Architekten und der durchschnittliche Büroumsatz pro Kopf liegt höher als in Architekturbüros.
Auftragsbestand der Ingenieurbüros wächst: Knapp 40 Prozent aller befragten Büros geben einen rückläufigen Auftragsbestand in den vergangenen sechs Monaten an. Vor diesem Hintergrund bewerten die Unternehmen ihre aktuelle wirtschaftliche Situation als befriedigend (Schulnote 2,9). Allerdings geben die Ingenieurplaner tendenziell einen gleichbleibenden (38,5 %) bis zunehmenden Auftragsbestand (knapp 27 %) an. Hier sind es vor allem die Bereiche der Ingenieurbauwerke und Verkehrsanlagen sowie Fachplanung der technischen Ausrüstung oder Vermessung, die Auftragszuwächse verzeichnen.
Personalstruktur: Auf Basis der Angaben zur Personalstruktur wurde der Gemeinkostenfaktor ermittelt. Demnach müssen die Planungsbüros durchschnittlich das 2,1fache des internen Verrechnungssatzes der Projektmitarbeitenden erwirtschaften, um die büroweiten Gemeinkosten zu decken.
Fachkräftemangel hemmt Wachstum: Sowohl Ingenieur- als auch Architekturbüros sind auf hochqualifizierte Fachkräfte dringend angewiesen. In beiden Gruppen – insbesondere bei den Ingenieurunternehmen – übersteigt die Nachfrage nach Personal jedoch das verfügbare Angebot an qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern.
Rahmenbedingungen: Die Unternehmen stehen vor der Herausforderung eines wirtschaftlichen Abschwungs sowie steigender regulatorischer und bürokratischer Anforderungen. In der Folge ziehen sich Genehmigungsverfahren häufig über Jahre hin. Die Bereitstellung erforderlicher Unterlagen ist zudem mit erheblichem zeitlichen Aufwand verbunden.
Durchgeführt von der IW Consult im Auftrag von AHO, BAK, BIngK und VBI