Bauen mit Holz

Nachhaltig und zukunftsfähig

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Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe „Charta für Holz 2.0 im Dialog“ am 11.12.2018 in Berlin sprach sich Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner für den stärkeren Einsatz von Holz beim mehrgeschossigen Bauen aus. Sie sendet damit ein wichtiges Signal an die Landes- und Kommunalpolitik, an Planer und Energieberater, an ausführende Betriebe sowie an zukünftige Nutzer der Gebäude.
Holz ist der Trend der Zukunft und eignet sich hervorragend für ein vorgefertigtes Bauen mit kurzen Baustellenzeiten. Das betrifft Wohngebäude von klein bis groß, einfach bis luxuriös genauso wie Gewerbebauten, Schulen, Wohnheime oder Büros. Selbst Holzhochhäuser sind z.B. in Norwegen, Österreich, England oder China im Bau.

Trendwende in Sicht?
Allerdings haben der Holzbau und die Naturfaserdämmung in Deutschland noch mit erheblichen Problemen zu kämpfen. Der verbreitete Wunsch nach dem 2. Weltkrieg endlich „modern“ – mit neu entwickelten Produkten der Chemie- und Baustoffindustrie – zu bauen, hat dazu geführt, dass sich nachhaltige Baustoffe nur schwer durchsetzen können. Auch gibt es erhebliche Wissenslücken bei Bauplanern und Handwerkern, die oft nur wenig über natürliche Baustoffe, über Inhaltsstoffe und bauphysikalische Wirkungsweisen von synthetischen Bau- und Dämmstoffen, über nicht erneuerbaren Primärenergieaufwand oder über gesundes Wohnen gelernt haben. Doch die Nachfrage für die Aus- und Weiterbildung von Bauplanern und Baufachkräften zum Thema Holzbau und Nachhaltigkeit nimmt in den letzten Jahren zu, das ist auch im LLH Fachgebiet Biorohstoffnutzung - HessenRohstoffe spürbar.

Mit den Mythen aufräumen
Trotzdem halten sich einige Mythen wie „Holz brennt wie Zunder“ hartnäckig. Dabei ist Holz wesentlich feuerresistenter als angenommen, denn die Oberflächenverkohlung behindert eine Brandausbreitung. Holz brennt langsam, berechenbar und ohne zusätzliche Gase hochgiftiger chemischer Produkte, was die Rettung von Leben und Sachwerten erheblich erleichtert. Nachweislich werden die meisten Brände durch Defekte an technischen Geräten oder durch menschliches Fehlverhalten ausgelöst und unsere Wohnungseinrichtung brennt aufgrund des hohen Kunststoffgehalts wirklich wie Zunder.[i]
In Deutschland ist das Bauordnungsrecht Ländersache. Die Länder erlassen Landesbauordnungen (LBO), aber nur wenige Bundesländer fördern mit einer bezüglich des Brandschutzes modernisierten LBO auch den Holzbau und die Naturfaserdämmung. So sind die geltenden Brandschutzregeln der LBO noch aus der Zeit des 2. Weltkriegs.
Ein weiterer Mythos ist, dass Holz ein „Barackenklima“ erzeugt. Das Gegenteil ist der Fall: Massivholz verfügt über bessere Wärmedämmwerte als mineralische Baustoffe. Das Barackenklima entsteht durch mangelnde (Zug-)Luftdichtigkeit im Gebäude. Um die vorgeschriebenen Wärmeschutzkriterien zu erfüllen, können Gebäudebauteile in Holzständerbauweise mit einer Naturfaserdämmung relativ schlank erstellt werden. Zusätzlich bieten diese Bauteile noch einen hohen sommerlichen Hitzeschutz und einen sehr guten Schallschutz.
Auch verfügt Deutschland, entgegen aller Befürchtungen, über ausreichend Holzvorräte. Import und Export halten sich etwa annähernd die Waage und es ist ein jährlicher Holzzuwachs zu verzeichnen[ii] [iii]. Selbst für die Umstellung der Wälder in Mischwälder mit weniger Fichten-Bauholz zeigen Forschung und Praxis neue Wege für Hochleistungswerkstoffe auf. So gibt es Beispiele für den konstruktiven Holzbau mit BauBuche, einem Furnierschichtholz aus Buche, das wesentlich geringer dimensioniert als das übliche Brettschichtholz aus Fichte eingesetzt werden kann.
In jüngster Zeit wird die Frage nach schädlichen Ausgasungen aus Holz häufig gestellt. Holz und Holzgeruch haben nachweislich eine gesundheitsfördernde Wirkung. Dagegen emittieren Leime in Holzwerkstoffen im Gegensatz zu reinem Holz durchaus Stoffe, deren Art, Umfang und Schädlichkeit einer Prüfung bedürfen.[iv]

Holzbau bedeutet auch Klimaschutz
Der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber, Gründer des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, warf auf der Klimakonferenz in Kattowitz im Dezember 2018 den Staaten im Kampf gegen die Erderwärmung Tatenlosigkeit vor. "Das Defizit ist irrsinnig. Wir fahren diesen Planeten gerade an die Wand", sagte er der dpa. Bezahlen dafür würden die jungen Leute.[v] Auch Greta Thunberg, eine 16jährige Umweltaktivistin aus Schweden, richtete aus der Sicht dieser künftigen Generation sehr eindringliche Worte an die versammelten Verantwortlichen aus aller Welt.[vi]
Auch hier kann der Holzbau punkten. Denn: Holz erzeugt beim Wachstum Sauerstoff, bindet CO2 und leistet damit einen Beitrag zum Klimaschutz. Die CO2-Speicherung im Holz ist für viele Länder, z.B. China, eine wichtige Motivation für den Holzbau. Die TU München stellte im Rahmen eines Forschungsprojektes zu Sanierungsmaßnahmen (Holz statt konventioneller Baustoffe) fest, dass sich der Verbrauch an nicht erneuerbarer Primärenergie um 16 - 45 % und Treibhausgasemissionen durch den Einsatz nachwachsender Rohstoffe ebenfalls um 19 - 46 % reduzieren.[vii] Vergleichbare Einsparungen erhält man auch bei Neubauten, sofern das Holz aus regionaler und nachhaltiger Waldwirtschaft kommt und nicht im Raubbau geerntet und tausende Kilometer transportiert wurde.[viii]
Die Landesregierung Hessen hat im Koalitionsvertrag 2019 für die Reduzierung der Treibhausgasemissionen u.a. „die verstärkte Verwendung von Holz als Baustoff zur langfristigen Kohlenstoffbindung“ festgeschrieben. Dafür sollen entsprechende Fördermöglichkeiten geschaffen werden.
Beim Gebäudeenergieverbrauch die ganze Wertschöpfungskette betrachten
Es ist die Aufgabe jedes Planers, jedes Energie-, Bau- oder Sanierungsberaters, jedes Verwaltungsmitarbeiters und Kommunalpolitikers dafür zu sorgen, dass das Thema Nachhaltigkeit beim Bürger/Bauherren und in der Baubranche ankommt. Zudem sollte als Gebäudeenergieverbrauch der gesamte Energieeinsatz von der Rohstoffgewinnung über den Transport, die Baustoffherstellung und die Gebäudeerrichtung bis zur Entsorgung (Graue Energie) plus die Nutzungsenergie von Gebäuden zum Maßstab werden. Bisher gilt noch die „Mogelpackung“, die die Heizenergie oder die Nutzungsenergie während der Gebäudelebensdauer vergleichend in Ansatz bringt.

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