Wohn-, Ess- und Kochbereiche in Modefarben, offene Badezimmer und Wellness-Oasen zieren die Fachhefte. Warum gewisse Grundrisse beliebt sind und was veraltete Rollenbilder damit zu tun haben, erklärt Fiona Scherkamp, Architektin und Senior Consultant bei Wüest Partner AG.
Frau Scherkamp, offene Wohn-, Ess- und Kochbereiche sind top aktuell, warum eigentlich?
Dieser Trend existiert bereits seit zwanzig Jahren. Offene Küchen verzichten auf Zwischenwände und vergrössern so optisch den Wohnraum. Oft hat man direkte Durchblicke quer durch die ganze Wohnung auf grosse Fensterflächen. Das bringt mehr Licht ins Innere und macht besonders bei kleinen Wohnungen einen modernen, luftigen Eindruck. Hinzu kommt, dass bessere Fotos zustande kommen und sich diese Wohnungen besser vermarkten lassen.
In Altbauten findet man oft noch sehr kleine Küchen. Wie kam es zu den offenen Grundrissen?
Moderne, praktische Einbauküchen gibt es schon seit fast 100 Jahren. Damals waren die Küchen noch für eine einzige Person konzipiert: die Ehefrau. Sie sollte auf kleinstem Raum alles in Griffnähe haben. Seitdem haben sich die Rollenbilder stark verändert. Heute gibt es viel mehr Haushalte mit Doppelverdienern. Eine Familie verbringt weniger Zeit zuhause, möchte ihre Freizeit jedoch viel eher zusammen verbringen. So wird gemeinsam gegessen und auch gekocht.
Haben offene Wohnküchen auch Nachteile?
Weniger Wände bedeuten weniger Stauraum und mehr Sichtbarkeit – man muss ordentlicher sein (lacht).
Steigt der Wert einer Wohnung mit offenen Räumen?
Der Mietpreis wird nach Anzahl Quadratmeter eingeschätzt. Ist es jedoch möglich, dank offenem Raumkonzept Quadratmeter einzusparen und die Nutzbarkeit gleich zu halten, dann steigt der Wert pro Quadratmeter. Wichtiger als die Küchenform sind beispielsweise genügend Nasszellen: Ein separates WC oder ein eigener Waschturm sind sehr beliebt. Unverzichtbar ist heute auch eine barrierefreie bzw. rollstuhlgängige Bauweise. Es ist wertvoll, wenn man eine Wohnung in vielen Lebensphasen nutzen kann, ob mit kleinen Kindern oder im hohen Alter.
Sehen Sie weitere Trends im Bereich des Innenausbaus?
Nachhaltigkeit ist allgemein ein grosses Thema. Es wird beispielsweise viel Wert auf natürliche Materialien wie Holz gelegt oder auf Energiesparmassnahmen geachtet. Ein aktueller Trend ist auch das «Sharing» von Wohnraum, etwa wenn einzelne, sehr kompakte Wohneinheiten sich eine grosse, gemeinsame Küche teilen.
Wie sehen Sie die ideale Wohnung von morgen?
Für verschiedene Zielgruppen kann die ideale Wohnung sehr unterschiedlich aussehen. Wenn das Wohnungsangebot weiter ansteigt, werden Wohnungsmieter und -käufer bald mehr Auswahl haben. Die Anbieter müssen also versuchen, sich durch gut durchdachte Konzepte von der Konkurrenz abzuheben.
Wer mehr wissen möchte zu den Gestaltungsmöglichkeiten im Innenausbau, sollte sich im Swissbau Ausstellungskonzept Raumwelten umsehen. Umrahmt von Experimentierfeldern sowie Food- und Relax-Zonen präsentieren sich in der Halle 2.0 auf der Swissbau vom 16. – 20. Januar 2018 u.a. die Themen Boden, Wand, Decke, Licht und Elektroinstallationen. Gleich um die Ecke: die Trendwelten Bad und Küche.