Geschwungene Fassaden, geradliniges Energiekonzept: Ein neues Bürogebäude in Frankfurt am Main zeigt die Möglichkeiten des nachhaltigen Bauens. Grundlage ist eine Architektur, die nicht nur elegant, sondern auch intelligent ist. Im Ergebnis ist der Heizwärmeverbrauch um etwa 90 Prozent reduziert, während eine optimale Raumluftqualität den Komfort spürbar erhöht. Damit erfüllt das Gebäude die Kriterien des Passivhaus-Standards; die Bauherren erhielten das entsprechende Zertifikat. Details zu den energieeffizienten Lösungen für Haustechnik und Gebäudehülle werden im April im Rahmen von Exkursionen anlässlich der Internationalen Passivhaustagung erläutert.
Das von der Frankfurter Stadtverwaltung genutzte Gebäude besteht aus energetischer Sicht aus zwei Teilen: Im eigentlichen Bürobereich in den fünf oberen Geschossen liegt der Heizwärmebedarf bei nur 15 kWh/(m2a). Thermisch getrennt befinden sich darunter Werkstätten und eine Tiefgarage. Auch hier bleibt der Energieverbrauch gering, da beim Bau konsequent Passivhaus-Komponenten eingesetzt wurden.
Das Zentrale Werkstatt- und Verwaltungsgebäude (ZWuV) liegt – weithin sichtbar – am Einfahrtsbereich zum Frankfurter Hauptbahnhof. Die durchgehende Dreifach-Verglasung sorgt dabei nicht nur für Wärmeschutz, sondern auch für den notwendigen Schallschutz. Eine architektonische Besonderheit sind die zum Teil gebogenen Dreischeiben-Fenster. Die mit Wärmerückgewinnung ausgestatteten Lüftungsanlagen stehen überwiegend auf dem Dach – hier befindet sich außerdem eine große Dachterrasse mit Skyline-Blick.
Die Wärmeverteilung im Gebäude erfolgt primär über eine Betonkern-Aktivierung. Für Spitzenlasen und zur Komfortregulierung stehen zusätzlich Heizkörper zur Verfügung. Umgekehrt wird die Betonkern-Aktivierung auch zur Kühlung genutzt. Den Praxistest hat das Anfang 2015 fertiggestellte Gebäude bereits bestanden: Ob im heißen Sommer oder aktuell an den ersten Wintertagen mit Minusgraden – die Innentemperatur liegt stets bei angenehmen 20 bis 25 Grad Celsius.
Wie der Passivhaus-Standard höchste Energieeffizienz und höchste Komfortansprüche der Gebäudenutzer unter einen Hut bringt, ist eines der Hauptthemen der Internationalen Passivhaustagung, die in diesem Jahr vom 22. bis 23. April in Darmstadt stattfindet. Die Tagungsteilnehmer aus aller Welt können dabei auch einige beispielhafte Passivhäuser in der Region besichtigen. Neben dem Verwaltungsgebäude in Frankfurt werden unter anderem ein Passivhaus-Anbau des hessischen Finanzministeriums in Wiesbaden und der Passivhaus-Stadtteil Bahnstadt in Heidelberg angesteuert.
Projektentwickler und Bauherr des neuen Frankfurter Bürogebäudes war eine Projekt-gesellschaft der Groß & Partner Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH und der Lang & Cie. Real Estate AG. Die Architektur ist von dem Büro Schneider + Schumacher. Eine projektbegleitende Beratung durch die Passivhaus Dienstleistung GmbH und der Zertifizierungsprozess des Passivhaus Instituts konnten die hohe Energieeffizienz gewährleisten. Nutzer des Gebäudes sind das Amt für Straßenbau und Erschließung, das Grünflächenamt und das Energiereferat der Stadt Frankfurt am Main.