Ideen für Giraffengehege eines Zoos ausgezeichnet

Ergebnisse einer Studierendenarbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences

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Ein spannungsreich gegliederter Quader, die abstrahierte Struktur eines Fleckenmusters sowie ein streng vertikal gestalteter Holzbau - das sind die drei Entwürfe für eine Besucherterrasse des Giraffengeheges, die am 18. April an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) ausgezeichnet wurden. Sie entstanden im Rahmen einer ersten großen Prüfung, die Studierende des Studiengangs Architektur nach dem zweiten Semester erbrachten. Deren Prüfungsarbeit der Darstellungswerkzeuge (G 2.3) umfasst fünf Fächer: Darstellende Geometrie, Modellbau, CAAD (Computer aided architectural design), digitale Darstellung und technisches Zeichnen. Die Initiative für diese Bepreisung ging vom Landesverband Hessen des Bundes Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e.V. (BDB) aus. Für die Umsetzung der Idee konnten Professor Dipl.-Ing. Bernd Gronert, Dipl.-Ing. Ceren Sehriban Kiraz, Dipl.-Ing. Harald Peter und Dipl.-Ing. Anke Wünschmann vom Studiengang Architektur an der Frankfurt UAS gewonnen werden. Ihre Studierenden entwickelten in sechs Wochen Entwürfe für eine Besucherterrasse im Giraffengehege eines Zoos. Sie soll den Besuchern erlauben, die Tiere möglichst nah und aus unterschiedlichen Perspektiven zu erleben.

"Auf neuen Wegen die Zukunft bauen" ist das BDB-Jahresleitthema für 2017. "In diesem Sinne wollten wir zielgerichtet dem Nachwuchs unsere Aufmerksamkeit widmen. Wir zeichnen dabei ganz bewusst die praxisnahen Pflichtaufgaben der jungen Architekten und Ingenieure aus. Die umfassende Betrachtungsweise der Prüfungsaufgabe entspricht gleichzeitig dem ganzheitlichen Ansatz für Bauprojekte, wie ihn der BDB bei seinen Aktivitäten verfolgt", so Ing. (grad.) Gerhard Volk, Vorsitzender des BDB-Hessen und der Jury, bei der Begrüßung der rund 80 Gäste, die zu der Auszeichnung samt anschließender Feier kamen. Für den Wettbewerb standen 600 Euro Preisgeld zur Verfügung. Zudem erhielten die Preisträger eine einjährige und kostenfreie Mitgliedschaft in der regional zuständigen BDB-Bezirksgruppe Südhessen-Nassau ("Schnuppermitgliedschaft"). 

Jury würdigt individuelle Lösungen

Am 11. April bewertete eine fachkundige, siebenköpfige Jury die 84 fristgerecht abgegebenen Arbeiten. Dabei waren drei Vertreter von der Frankfurt UAS: Professor Dipl.-Ing. Bernd Gronert, Lehrbeauftragter für Darstellende Geometrie; Dipl.-Ing. Harald Peter, Lehrbeauftragter für Modellbau; Andreas Zahn, Studierender im Master Architektur. Der BDB Hessen stellte vier Experten: Ing. (grad.) Gerhard Volk, Bauingenieur BDB, Landesvorsitzender und Vorsitzender der Jury; Dipl.-Ing. Udo Raabe, Architekt BDB, Stellvertretender Landesvorsitzender; Dipl.-Ing. Udo Meckel, Architekt BDB, Berater Architekten im Landesvorstand, sowie Dipl.-Ing. Architektur Bettina Gehbauer-Schumacher, Mitglied BDB, Bezirksgruppe Südhessen-Nassau.

Schwerpunkt ihrer Bewertung war das architektonische Konzept und die räumliche Qualität der Arbeiten, also ob die Studierenden eine angemessene Antwort auf die Aufgabenstellung fanden. Gleichzeitig sollte der avisierte Neubau einer Besucherterrasse für ein Giraffengehege IT-gestützt erstellt und in den Plänen leicht verständlich dargestellt sein. Darüber hinaus galt es, ein aussagekräftiges Modell zu erstellen, das den Entwurfsansatz nachvollziehbar wiederspiegelt. Anhand dieser Kriterien bewertete die Jury die eingereichten Konzeptionen in drei Runden. In die zweite kamen zunächst 34 Arbeiten, später zehn in die dritte Runde. In dieser legte die Jury dann auch die Reihenfolge der Preise sowie eine Anerkennung fest.

Den mit 300 Euro dotierten ersten Preis erhielt Birk Nikolai Kessel für seinen Entwurf, der aus einem rechtwinkligen Grundriss heraus eine lebendige, differenzierte Innenstruktur entwickelt. Diese wird sowohl vom Eingang als auch den Ausblicken, die die jeweiligen horizontalen Ebenen bieten, unterstrichen. Die hohe räumliche Qualität des Quaders fördert ein Spiel von Licht und Schatten und ermöglicht den Besuchern verschiedenartige, attraktive Blicke auf die Giraffen. Für die Jury wurde die klare Architektursprache insbesondere im Modell deutlich, wobei sie sich diese Lösung gut in einem Park oder in einer Landschaft vorstellen kann.

Der zweite Preis und 200 Euro gingen an Wiebke Weigelt. Hier lobte die Jury den Mut, das Haarkleid einer Giraffe in eine abstrahierte, dreidimensionale Struktur überführt zu haben. Sie bewirkt zudem spannende Innenräume, die unter anderem durch verschiedene Raumhöhen differenziert ausgearbeitet sind. Wie beim ersten Preis auch ist der Eingang innerhalb des architektonischen Konzepts pointiert gestaltet und die Dachterrasse erlaubt den Zoobesuchern unterschiedliche Ausblicke auf die Giraffen und den gesamten Tiergarten.

Den mit 100 Euro dotierten dritten Preis erhielt Alexander Lehnert. Mit seinem Konzept schlug er einen Quader mit abgerundeten Ecken und einer offenen, vertikalen Lamellenfassade vor. Die klare Struktur nach außen setzt sich im Inneren fort: Ein sich verjüngender Treppenhauskern erschließt und gliedert die einzelnen Besucherebenen, deren Ausblicke an bestimmten Stellen akzentuiert sind. Für die Jury passt die Gebäudehülle aus Holz mit ihren bogenförmigen Öffnungen beim Eingang und den Ausblicken gut zu einem Zoo.

Lobende Erwähnung fand zudem der Entwurf von Jannik Fabricius, da er für die Jury durch hervorragend durchgearbeitete Zeichnungen hervorsticht. Dementsprechend erhielt auch dieser Verfasser eine "Schnuppermitgliedschaft" im BDB und seine Architekturlösung wurde in die Ausstellung "Querschnitt" aufgenommen.

Vielschichtige Aufgabenstellung

Die Besucherterrassen für das Giraffengehege sollten auf einer projektierten Grundfläche von fünf auf fünf Metern und mit einer Höhe von maximal zehn Metern mindestens drei Ebenen für die Zoo-Besucher anbieten. Auf der Dachfläche war eine zusätzliche Außenterrasse vorzusehen. Die Entwürfe dazu sollten mit grafisch ansprechenden als auch technisch korrekten Plänen und einem Modell (jeweils im Maßstab 1:50) sowie durch eine 3D-Projektion oder Perspektive und einem digital bearbeiteten Modellfoto anschaulich auf einem Blatt dargestellt werden, was in die Bewertung der Prüfungsleistung einging.

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