"Grüne Gase“ für den Klimaschutz

green BUILDING 01/2019 (#89)

Klimaneutralität wird immer mehr zum Wettbewerbsfaktor: Nachhaltig zu  produzieren, das gehört inzwischen in vielen Unternehmen zur Strategie. Dabei ist ein guter CO2-Fußabdruck ein elementares Aushängeschild undein erstrebenswertes Ziel. Stefan Schneider, Vertriebsleiter der bmp greengas GmbH, schätzt dies denn auch als unerlässlich ein, wenn die Klimaschutzziele der Bundesregierung erreicht werden sollen.

Der Markt für klimaneutrale Produkte ist da. Der Nachhaltigkeitsgedanke ist in nahezu allen Branchen angekommen – ganz gleich, ob in der Automobilindustrie, bei der Lebensmittelherstellung oder im Bauwesen. Auch das TOP Industrie Forum, das Jahrestreffen der Produktioner, hat sich 2018 ganz Energiedem Thema Nachhaltigkeit gewidmet.  Nachhaltige Produktion ist nicht allein eine Frage des Selbstverständnisses undder Überzeugung, sondern – bei immer  kritischer werdenden und umfassendinformierten Kunden – auch eine Frage des Images und damit einer der wichtigsten Marketingfaktoren für Unternehmen geworden. 

„Grüne Gase bieten innerhalb der Produktionskette vielfältige Möglichkeiten, den CO2-Fußabdruck eines Endprodukts  immer weiter zu minimieren“, erklärt Schneider. Nicht nur große Konzerne stellenan den eigenen Standorten auf grüne  Produktion um. Auch werden inzwischenoft Zulieferer gewählt, die aktiv CO2 einsparen.  Der Druck seitens der Kunden und der Geschäftspartner steigt. „Wer sich des Themas Nachhaltigkeit nicht annimmt, dessen Geschäft wird auf lange Sicht auch nicht die positiven Effekte spüren und nutzen können.“

Erneuerbare Energie – jederzeit und überall
Um die Potenziale zur Minderung von Treibhausgasen innerhalb der Industrie noch besser ausnutzen zu können, ist der verstärkte Einsatz von Biomethan oder Grünem Wasserstoff unumgänglich. Denn diese Gase ermöglichen es, die volatilen erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne zu speichern, und zwar mit Hilfe von Power-to-Gas-Anlagen. Unabhängig davon, wo und wann Energie über Wind oder Sonne erzeugt wird, kann dieseEnergie in Form von erneuerbarem Gas  im Netz gespeichert und transportiert werden. „Diese ständige ortsunabhängige Verfügbarkeit ermöglicht es, auch  ndustrielle Prozesse komplett grün zu gestalten, die auf lückenlose Energieversorgung angewiesen sind“, erklärt Schneider. Blockheizkraftwerke oder  Brennstoffzellen, die beispielsweise für Prozesswärme- oder Stromerzeugung eingesetzt werden, können problemlosmit Biomethan betrieben und dadurch noch klimafreundlicher werden.

Etliche Anwendungen  Die Möglichkeiten für den Einsatz von Grünen Gasen innerhalb der Produktionskette sind vielfältig: Biomethan als Treibstoff für die Firmenwagenflotte oder verflüssigtes Biomethan(Bio-LNG) für den Transport mit Lkw  können deutliche Verbesserungen für den CO2-Fußabdruck eines Produkts bringen. Als Betriebsstoff im Bereich der Kraft-Wärme-Kopplung kann Erdgas durch Biomethan ersetzt werden. Grüner Wasserstoff ist im großen Stil industriell einsetzbar – beispielsweise wird seit diesem Jahr Grüner Wasserstofferstmals in Deutschland in einer  Raffinerie eingesetzt, was dort die Treibstoffherstellung sehr viel umweltfreundlicher macht. Wird Biomethan im Blockheizkraftwerk (BHKW) eingesetzt, kann die entstehende Wärme etwa für Trocknungsprozesse genutzt werden oder die Produktion beheizen – Gewächshäuser zum Beispiel. Auch Holztrocknung funktioniert über ein mit Biomethan betriebenes BHKW. Eine Glashütte kann Biomethan für Schmelz- und Verarbeitungsprozesse einsetzen, um Flaschen für beispielsweise Bio-Wein herzustellen. „So  eine Bio-Flasche bedient ganz klar die Nachfrage der Kunden, die über den Konsum von ‚grünen‘ Produkten etwas für die Umwelt tun möchten“, soSchneider. „Dabei spielt auch Biomethan als chemischer Rohstoff eine  Rolle. Es kann zum Beispiel Erdgas in der Ammoniaksynthese ersetzen.“ Grüner Wasserstoff wird aus erneuerbaren Energien mittels Elektrolyse gewonnen und ist seinerseits wiederum vielseitig einsetzbar – etwa für den Betriebvon Brennstoffzellenheizungen, zur  Düngemittelproduktion, Entschwefelung, Fetthärtung oder Halbleiterfertigung. „Um so etwas allerdings flächendeckend möglich, wirtschaftlich und dadurch am Ende des Tages für die Kunden erschwinglich zu machen, sollten die gesetzlichen Rahmenbedingungenweiter angepasst werden“, erklärt Schneider.

Besserstellung gegenüber Erdgas ist notwendig Eine Angleichung von Grünen Gasen gegenüber Erdgas ist nach Ansicht von  Schneider allerdings notwendig – durch eine entsprechende CO2-Bepreisung oder durch einen niedrigeren Primärenergiefaktor. Das würde die ohnehin unumgängliche Abkehr von fossilen Energieträgern hin zu regenerativen Energien mit Hilfe Grüner Gase als Speichermedium weiter unterstützen.„Es ist sehr erfreulich, dass seitens des  Bundesumweltministeriums inzwischen ein Runder Tisch zum Thema Grüne Gase angekündigt wurde“, so Schneider. „Wir hoffen sehr, dass dort die Weichen gestellt werden können, damit die erneuerbaren  Energien seitens der Industrie noch schneller, unkomplizierter und wirtschaftlicher in den Produktionsalltag  integriert und effektiv genutzt werden können.“ 

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