10 Millionen sanierungsbedürftige Dächer

green BUILDING 06/2018 (#88)

Bereits eine moderate Steigerung der Dachsanierungsquote bei Wohngebäuden von derzeit 1,3 auf zwei Prozent würde in der Nutzungsphase eine Reduktion um 49 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente bis 2030 und 94 Millionen Tonnen bis 2050 bewirken.

Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts für Wärmeschutz  FIW München unter der Leitung von Professor Andreas Holm.„In der Dachsanierung schlummert ein  enormes energetisches, wirtschafts- undbeschäftigungspolitisches Potenzial, das  wir heute schon nutzen müssen“, fordertdeshalb Dr. Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer  des Bundesverbands der Deutschen Ziegelindustrie.

„Wer die Klimaschutzziele im Gebäudebereich erreichen will, kommt auch an der Dachsanierung im Bestand nicht vorbei“, ist Professor Andreas Holm überzeugt. Allerdings sei das Ziel der Bundesregierung,bis 2050 einen CO2-neutralen  Gebäudebestand zu erreichen, mit der aktuellen Dachsanierungsquote nicht machbar, so Holm. Bei den Ein- undZweifamilienhäusern, die knapp zwei  Drittel der Wohngebäude abdecken, verfügen vier Millionen Dächer nur über den Mindestwärmeschutz oder sind gleich ganz ungedämmt, so die Studie des FIW. Das entspricht circa 600 Millionen Quadratmeter Dachfläche. Weitere 6,5 Millionen Dächer genügen nur den  nergetischen Anforderungen der Wärmeschutzverordnung  von 1977 bzw. 1984, was circa einer Milliarde Quadratmeter Dachfläche entspricht. Insgesamt weist edes zweite Wohngebäude in Deutschland  einen unzureichenden Wärmeschutz auf. Vor allem Steildächer müssten saniert werden: Neun von zehn Wohngebäudenin Deutschland haben ein  geneigtes Dach, heißt es in der Studie.

Energetische Gebäudesanierung muss deutlich attraktiver werden
Um  das Tempo der Dachsanierung zu  steigern, fordert der Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie eine maßvolle Anhebung der Sanierungsquote auf zwei Prozent. Damit wären bereits vor 2045 die Sanierungspotenziale für  Dachkonstruktionen entsprechend des Mindestwärmeschutzes und der Wärmeschutzverordnung von 1977 erschlossen. Außerdem könnten CO2-Emissionen und Primarenergiebedarf um 10 bis 15 Prozent gegenüber dem Status quo eingespart werden. Die dafür notwendigen Mehrkosten von 1,5 Prozent gegenüber den Kosten der derzeitigen Dachsanierungsquote seien vertretbar, zumal die Dachsanierung zu den wirtschaftlichsten Effizienzmaßnahmen am Gebäude gehöre. Allerdings reichten die bisherigen Förderinstrumente zur Finanzierung dieser Mehrkosten nicht aus.

Bis Ende des Jahres will die Bundesregierung das erste Maßnahmenprogramm zum Klimaschutzplan 2050 vorlegen und damit zunächst die Ziele bis zum Jahr 2030 sicherstellen. „Die Bundesregierung muss die energetische Sanierungvon Gebäuden jetzt im Rahmen der Fortschreibung des Klimaschutzplans angehen und die Weichen richtig stellen“, so Frederichs. Dazu würden beispielsweise zusätzliche Fördermaßnahmen der bundeseigenen KfW-Bank, steuerliche Anreize, Investitionszuschüsse sowieverbesserte Abschreibungsmöglichkeiten beitragen. Wichtig sei auch eine bessere Koordinierung der verschiedenen Maßnahmen, um Synergien zu nutzen und die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Als Beispiel führt der Hauptgeschäftsführer die Kombination aus Dachsanierung undInstallation einer Aufdach-PV-Anlage an.  

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