Das „Gesetz zur Beschleunigung des Wohnungsbaus und zur Wohnraumsicherung“, auch als „Bau-Turbo“ bezeichnet, gibt den Kommunen neue Freiheiten, um schneller Baurechte zu schaffen und damit den Wohnungsbau zu befördern. Doch hierfür bedarf es der Praxis, des Dialogs und der Zusammenarbeit zwischen allen relevanten Akteuren, um aus dem Gesetz wirksames Handeln zu generieren. Dies soll das Umsetzungslabor leisten. Es soll Politik, Bauwirtschaft, Fachpraxis und Zivilgesellschaft zusammenbringen, um gemeinsam zu erproben, wie das Gesetz angewendet und die neuen Handlungsspielräume im Baugesetzbuch gemeinsam in die Praxis umgesetzt werden können.
Verena Hubertz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, hat die Werkstatt eröffnet und betonte: „Der Bau-Turbo ist nicht nur ein Gesetz, sondern ein mutiges Instrument. Der gemeinsame Start heute setzt ein sichtbares Zeichen: Wenn verschiedene Akteure ihr Wissen und ihre Ideen miteinander verbinden, legen wir das Fundament für schnelleres und zugleich verantwortungsvolles Bauen. Das Umsetzungslabor wird dabei zu einer wichtigen Werkstatt für unsere Bauwirtschaft. Es ist ein Raum, in dem aus Paragrafen lebendige Praxis wird. Und wo wir gemeinsam entwickeln, wie wir den Wohnungsbau ankurbeln und verbessern können.“
Dr. Ulf Kämpfer, Oberbürgermeister der Stadt Kiel, stellvertretender Präsident des Deutschen Städtetags: „Wohnen ist zur neuen sozialen Frage geworden – und zur Vertrauensfrage für unsere Demokratie. Der Bau-Turbo kann helfen, dieses Vertrauen zurückzugewinnen, wenn wir ihn verantwortungsvoll nutzen. Er schafft Freiräume, um schneller, klimafreundlicher und bezahlbarer zu bauen. Jetzt brauchen wir Kommunen, die mutig entscheiden, und eine Verwaltung, die sagt: Ja, wenn – statt: Nein, weil.“
Maria Mußotter, Leiterin des Umsetzungslabors von Seiten der Bauwende Allianz sagte: „Der Bau-Turbo steht für einen Staat, der gemeinsam mit der Praxis lernt, statt nur zu steuern. Jetzt braucht es Vertrauen darin, dass Kommunen am besten wissen, was vor Ort funktioniert – und Mut, neue Wege zu gehen. Mit dem Umsetzungslabor begleiten wir sie dabei, stärken Dialog und gemeinsames Lernen – und wir bringen die Erfahrungen direkt in die politische Arbeit ein, damit bezahlbares Wohnen, ressourcenschonendes Bauen und Umbauen gelingen.“
Sarah Dungs, Geschäftsführerin und Mitgesellschafterin Greyfield Group und Vorstandsvorsitzende des Verbands für Bauen im Bestand e. V.: „Der Bau-Turbo kann helfen, Spielräume zu öffnen, gerade dort, wo Transformation bisher an alten Bebauungsplänen scheiterte. Entscheidend ist, dass wir gemeinsam an Lösungen arbeiten und eine gemeinsame Sprache finden. Bauen im Bestand ist herausfordernd, aber wenn Verwaltung, Planung und Wirtschaft aufeinander zugehen, schaffen wir echten Mehrwert für die Menschen.“
Patrick Kunkel, Bürgermeister von Eltville am Rhein: „Wir stehen im Rhein-Main-Gebiet unter enormem Wohnungsdruck – und mitten in der Klimakrise. Der Bau-Turbo gibt uns die Chance, beides zusammenzudenken: schneller genehmigen und zugleich Klimaschutz ganz anders vorantreiben. Wenn Gesetzgebung und Verwaltung jetzt an einem Strang ziehen, kann daraus ein echter Turbo für bezahlbaren Wohnraum und weniger Bürokratie werden.“
Im Rahmen des Umsetzungslabors sollen die Teilnehmenden konkrete Anwendungsfälle identifizieren, bei denen das neue Gesetz zu einer zügigen Umsetzung von Bauprojekten führen kann. Dabei gehe es nicht nur um Geschwindigkeit, sondern auch um eine nachhaltige und verantwortungsvolle Planung und Bauweise. Welche Voraussetzungen müssen Kommunen erfüllen, damit sie die neuen Handlungsspielräume des Gesetzes effektiv nutzen können? Welche Hemmnisse gibt es, und wie können diese überwunden werden? Diese Fragen standen im Zentrum der Diskussionen bei der Auftaktveranstaltung.
Die Teilnehmenden werden in den kommenden Monaten in unterschiedlichen Formaten weiterhin an konkreten Umsetzungsfragen und Anwendungsfällen arbeiten. Zudem soll ein Praxisleitfaden entstehen, der Interessierte dabei unterstützt, den Bau-Turbo erfolgreich anzuwenden. Das Projekt läuft bis März 2026.
Im Januar 2026 wird es ein „Forum Umsetzungslabor Bau-Turbo“ als Präsenzveranstaltung geben. Dabei sollen Schwerpunktthemen festgelegt und gemeinsam vorangetrieben werden. In kleineren Gruppen werden Kommunen und Expert:innen zu konkreten Fragen arbeiten – etwa zu Nachverdichtung, Umnutzung oder ökologischer Neubau. Ansätze aus dem Forum werden anschließend in Arbeitsgruppen ausgearbeitet.
Für das Umsetzungslabor sollen Bewerbungen online ab Ende November möglich sein.
Das Umsetzungslabor ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB), der Bauwende Allianz (initiiert und koordiniert von ProjectTogether) und des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu).