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Wie strukturierte Zusammenarbeit Architektur- und Ingenieurbüros stärkt

TÜV-zertifiziertes System und moderierte Expertenkreise verbinden Fachkompetenz bundesweit

Planungsbüros stehen unter wachsendem Druck: Verschärfte Vorschriften, komplexere Anforderungen und intensiver Wettbewerb prägen den Alltag. Das Qualitätsmanagement Planungsbüros und strukturierte Netzwerke bieten Architektur- und Ingenieurbüros Instrumente, um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern und sich für anspruchsvolle Bauprojekte zu qualifizieren.
© QualitätsVerbund Planer am Bau
© QualitätsVerbund Planer am Bau

Zertifizierte Prozesse als Basis

Der QualitätsVerbund Planer am Bau vereint bundesweit über 370 Mitgliedsbüros – von Dresden bis München, von Bielefeld bis Eichstätt. Das Netzwerk deckt ein breites Spektrum ab: Architektur, Tragwerksplanung, Bauphysik, TGA-Planung, Elektrotechnik, Energieberatung und weitere Spezialdisziplinen arbeiten zusammen.

Den Kern bildet der QualitätsStandard Planer am Bau, den der TÜV Rheinland zertifiziert. Im Juni 2025 stellte das System auf das Verfahren „Geprüfter Prozess“ um. Praktiker entwickelten den Standard für Praktiker und definierten messbare Kriterien: Servicequalität, Dokumentenlenkung, Mitarbeiterqualifizierung und Kundenorientierung stehen im Fokus.

Der Zertifizierungsprozess folgt einem praxisnahen Konzept: Mitgliedsbüros erhalten ein detailliertes Muster-Handbuch mit dem „48-Stunden-Ablaufplan“. Dieses Instrument unterstützt die Entwicklung individueller Managementsysteme. Telefonische Beratung, Online-Austausch und QM-Kompakt-Workshops begleiten den Prozess. Das Ergebnis: ein schlankes, kostengünstiges System ohne ausufernde Bürokratie, das konkret auf die Bedürfnisse von Planungsbüros zugeschnitten ist.

Wettbewerbsvorteile bei Ausschreibungen

Öffentliche Auftraggeber und Industriekunden erkennen das Zertifikat an. Bei Ausschreibungen wertet man es als Pluspunkt oder fordert es explizit. Zertifizierte Büros verschaffen sich damit einen klaren Wettbewerbsvorteil.

Regelmäßige Online-Austauschformate fördern Wissenstransfer und konkrete Kooperationen zwischen Mitgliedern. Büros suchen gezielt Projektpartner für Aufträge, die sie allein nicht bewältigen können. Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Büro suchte einen Kooperationspartner für die Objektplanung einer Dachsanierung einer Justizvollzugsanstalt und fand durch das Netzwerk schnell die passende Ergänzung. Gleichzeitig beantworten Mitglieder Fragen zu Büroprozessen – etwa zur Wahl geeigneter Büromanagementsoftware – durch direkten Erfahrungsaustausch. Solche Kooperationen basieren auf gegenseitigem Vertrauen und ermöglichen es kleineren und mittleren Büros, auch an größeren oder komplexeren Projekten teilzuhaben.

Die zweijährliche Auslobung des QualitätsPreises Planer am Bau unterstreicht die kontinuierliche Weiterentwicklung des Netzwerks.

Erfahrungsaustauschkreis Planer am Bau mit ERFA-Moderator Dr.-Ing. Knut Marhold © IWW-Institut/Günter Göbel
Erfahrungsaustauschkreis Planer am Bau mit ERFA-Moderator Dr.-Ing. Knut Marhold © IWW-Institut/Günter Göbel

Interdisziplinärer Dialog in Expertenkreisen

Die Erfahrungsaustauschkreise Planer am Bau ergänzen die qualitätsorientierte Strukturierung durch persönlichen Austausch und kollektives Lernen. Die moderierten ERFA-Kreise bringen Inhaberinnen, Inhaber und Führungskräfte von Architektur- und Ingenieurbüros in kleinen Gruppen von zehn bis maximal fünfzehn teilnehmenden Büros zusammen.

Die Zusammensetzung der Gruppen folgt einem klaren Prinzip: planerübergreifender Dialog ohne Wettbewerb. Architekten treffen auf Bauphysiker, Tragwerksplaner auf TGA-Spezialisten, Projektsteurer auf Energieberater – gerade diese interdisziplinäre Mischung ermöglicht Synergien und eröffnet Potenziale für gemeinsame Projekte.

Die Treffen finden zweimal jährlich für jeweils eineinhalb Tage an wechselnden Orten statt. Die Themenpalette spiegelt die Herausforderungen der Praxis wider: Büroorganisation und Auftragsbeschaffung, Social Media und Projektpräsentationen, BIM und künstliche Intelligenz, betriebswirtschaftliche Kennzahlen und Bürovergleiche. Entscheidend ist: Die Teilnehmenden bestimmen die Arbeitsthemen selbst – sowohl im Vorfeld als auch spontan während der Treffen.

Geben und Nehmen als Prinzip

Der ERFA-Gedanke basiert auf dem Prinzip von Geben und Nehmen: Durch die Offenlegung eigener Lösungen profitieren alle voneinander und helfen sich gegenseitig. Jedes Mitglied erhält Anstöße für den eigenen kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Wie ein Teilnehmer formuliert: „Der ERFA-Kreis Planer am Bau ist für uns als mittelständisches Planungsbüro die ideale Austauschplattform. Es ist bei jedem Treffen wieder erstaunlich, wie ähnlich die Themen der teilnehmenden Büros sind und wie ergiebig der Austausch darüber ist. Zudem konnten wir bei personellen Engpässen bereits kurzfristig und unkompliziert auf die Kontakte des Kreises zurückgreifen“.

Aktuell arbeiten mehrere ERFA-Kreise, darunter ein neuer Kreis, dessen Startveranstaltung am 24. Oktober 2025 in Mannheim stattfand. Dr.-Ing. Knut Marhold und Iris Kuhn moderieren die neue Gruppe. Beide bringen langjährige Erfahrung in der Unternehmensberatung und im Coaching von Planungsbüros mit.

Komplementäre Ansätze verstärken sich

Qualitätsmanagement und Erfahrungsaustausch ergänzen sich: Der eine Ansatz sorgt für strukturierte Prozesse, messbare Standards und formale Anerkennung, der andere fördert Innovation, kreative Problemlösungen und persönliche Netzwerke. Beide zusammen bilden ein Ökosystem für Planungsbüros, die in einer anspruchsvollen Branche erfolgreich agieren wollen.

Die Internetpräsenz der Erfahrungsaustauschkreise beschreibt den Nutzen dieser Zusammenarbeit so: „Glaubwürdiger als jeder Zeitungsartikel, lebendiger als jedes Fachbuch und kostengünstiger als ein kompletter Beraterstab“. Die Praxis zeigt: Planungsbüros, die auf strukturierte Qualität setzen und gleichzeitig vom Erfahrungsschatz ihrer Kolleginnen und Kollegen profitieren, positionieren sich für die Zukunft. (mb)

www.planer-am-bau.de

Quelle: Salto Systems

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