Trittschalldämmung im Holz­hybrid­bau erstmals erfolgreich getestet

Bezirksverwaltung Ostholstein setzt auf entkoppelte Stahlbetontreppen an Massivholzwänden

Die Bezirksverwaltung Ostholstein hat in Eutin einen dreigeschossigen Erweiterungsbau in Holzhybridbauweise fertiggestellt, bei dem erstmals Trittschalldämmelemente für die Entkopplung von Stahlbetontreppen an Massivholzwänden eingesetzt wurden.
Da es in Deutschland bislang wenig Erfahrung und messbare Daten zum Schallschutz im Holzbau bzw. im Holzhybridbau gibt, hat Schöck den Einsatz von Tronsole zur Trittschalldämmung wissenschaftlich begleiten und prüfen lassen. © Schöck Bauteile GmbH
Da es in Deutschland bislang wenig Erfahrung und messbare Daten zum Schallschutz im Holzbau bzw. im Holzhybridbau gibt, hat Schöck den Einsatz von Tronsole zur Trittschalldämmung wissenschaftlich begleiten und prüfen lassen. © Schöck Bauteile GmbH

Holzhybridbau im historischen Kontext

Die Kreisverwaltung Ostholstein in Eutin beschäftigt rund 500 Mitarbeitende in einem denkmalgeschützten Altbau sowie Ergänzungsbauten aus den Jahren 1978/79. Da das Ensemble den Raumbedarf seit langem nicht mehr decken konnte, entstand nach Entwurf von Bieling Architekten aus Hamburg im Innenhof des denkmalgeschützten Haupthauses ein dreigeschossiger Erweiterungsbau.

Bieling Architekten konzipierten einen ruhigen Baukörper, der sich in das Gefüge der Bestandsgebäude integriert. Für die Fassadenbekleidung wählten die Planer Faserzementplatten. „Mit der mineralischen Anmutung der Fassade stellen wir einen Bezug zu Norddeutschland her, wo ja traditionell roter Klinker vorherrschend ist, und geben der Holzkonstruktion mit Ausführung einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade dennoch eine materialgerechte Leichtigkeit“, erklärt Christoph von Lossow von Bieling Architekten.

Das Bürokonzept vereint über drei Geschosse 44 Einzel- und sechs Doppelbüros sowie eine Multifunktionszone mit sieben geschlossenen Besprechungsräumen. Ein Gang auf Höhe des ersten Obergeschosses verbindet den Neubau mit dem historischen Haupthaus. Die kompakte Form erlaubt im Bedarfsfall eine nachträgliche winkelförmige Erweiterung.

Da die erste Messung zu einem frühen Stadium im Rohbau, als die Trockenbau-Wände noch nicht erstellt waren, durchgeführt wurde, erfolgte sie über Körperschallaufnehmer anstatt über eine direkte Luftschallmessung mittels Mikrofon. © Schöck Bauteile GmbH
Da die erste Messung zu einem frühen Stadium im Rohbau, als die Trockenbau-Wände noch nicht erstellt waren, durchgeführt wurde, erfolgte sie über Körperschallaufnehmer anstatt über eine direkte Luftschallmessung mittels Mikrofon. © Schöck Bauteile GmbH

Konstruktion nach Cradle-to-Cradle-Prinzipien

Der Bauherr legte bei der Ausführung Wert auf hohe Arbeitsplatzqualität und nachhaltige Bauweise. Der Skelettbau mit Holzstützen und Hauptträgern ruht auf einem massiv hergestellten Untergeschoss. In den Geschossen darüber verwendeten die Baubeteiligten vor allem Holz als Baustoff.

Stahlbeton kam nur für Fertigteilelemente in der Holzbetonverbunddecke, den Aufzugsschacht und die Treppenläufe des Flucht-Treppenhauses zum Einsatz. Die Treppenhauswände für räumliche Aussteifung und vertikalen Lastabtrag bestehen aus Massivholz. Die Baubeteiligten installierten Betonfertigteiltreppenläufe und -podeste aus Brandschutzgründen sowie als robuste und optisch ansprechende Lösung. Bei den Wänden handelt es sich um Cross-laminated-Timber-Wände, die aus Brandschutzgründen mit zweimal zweilagigem Gipskarton verkleidet sind.

Herausforderung Trittschallschutz

Die Kombination von Stahlbetontreppe und Holzwand stellte den Trittschallschutz vor besondere Herausforderungen. Um die Anforderungen von 53 dB an den Trittschallschutz der Treppen einzuhalten, setzten die Baubeteiligten zur Entkopplung des Flucht-Treppenhauses verschiedene Typen von Schöck Tronsole ein: In der rückwärtigen Wand installierten sie zwei Trittschalldämmelemente vom Typ Q, in den seitlichen Wänden kam Tronsole Typ Z zum Einsatz. Beim Hauptpodest bauten sie an der Vorderseite jeweils zwei Tronsole Typ Z sowie längs auf der Treppenhauswand zwei Tronsole Typ B ein.

Der Einsatz des Trittschalldämmelements im Holzhybridbau stellte ein Novum dar, wie Liam Owen Winckler von DREWES + Speth berichtet: „Der Erschließungskern und das Treppenhaus werden im Holz- und Holzhybridbau in der Regel aus Massivbeton erstellt. Dabei ist für die Montage und den Bauablauf eines Holzbaus eine konsequente vertikale Tragstruktur aus Holz wenn möglich die zielführendste Lösung. Somit hatten wir es mit einem Stahlbeton Massivtreppenlauf an Massiv-Holzwänden zu tun. Wir standen daher vor der Frage, ob eine Tronsole die Entkopplung und damit den Schallschutz sicherstellen kann.“

Das Bürokonzept der Kreisverwaltung Eutin vereint über drei Geschosse 44 Einzel- und sechs Doppelbüros sowie eine Multifunktionszone mit sieben geschlossenen Besprechungsräumen für einen ungestörten Austausch. Die kompakte und durchdachte Form des Neubaus erlaubt im Bedarfsfall eine nachträgliche winkelförmige Erweiterung. © Schöck Bauteile GmbH / Arne Mayntz
Das Bürokonzept der Kreisverwaltung Eutin vereint über drei Geschosse 44 Einzel- und sechs Doppelbüros sowie eine Multifunktionszone mit sieben geschlossenen Besprechungsräumen für einen ungestörten Austausch. Die kompakte und durchdachte Form des Neubaus erlaubt im Bedarfsfall eine nachträgliche winkelförmige Erweiterung. © Schöck Bauteile GmbH / Arne Mayntz

Wissenschaftliche Begleitung im Holzbau

Da es in Deutschland bislang wenig Erfahrung und messbare Daten zum Schallschutz im Holzbau beziehungsweise im Holzhybridbau gibt, ließ Schöck die Trittschalldämmung wissenschaftlich durch Christoph Fichtel, Geschäftsführer der STEP GmbH aus Winnenden, begleiten und prüfen. Der Bauphysiker, der für den Bauteile-Experten auch Messungen im Prüfstand durchführt, sagt dazu: „Wir schauen immer nach interessanten Bauobjekten, weil wir wissen wollen, wie sich die auf dem Prüfstand generierten Ergebnisse auch am Bau widerspiegeln und ob, beziehungsweise inwieweit sie sich 1:1 übertragen lassen.“

Die Schallübertragung bei Holz lässt sich im Vergleich zum Massivbau nicht ausschließlich über eine rechnerische Prognose bewerten – zu viele Faktoren wie Masse oder innere Dämpfung spielen laut Christoph Fichtel eine Rolle: „Holz ist einfach anders. Deshalb waren die Messungen in Eutin so wichtig. Man hat hier das erste Mal eine Abnahmemessung durchgeführt, um zu prüfen, ob die Schöck Produkte auch im Holzbau funktionieren.“

Bautafel

Bauherr: Kreis Ostholstein
Architekt: Bieling Architekten, 20354 Hamburg
Tragwerksplanung: KSK Ingenieure GmbH & Co.KG, Eutin; DREWES + SPETH, PartgmbB, 30161 Hannover
Trittschallmessung: STEP GmbH, 71364 Winnenden
Produkte: Schöck Tronsole Typ B, Typ Q, Typ Z

Messtechnik im Rohbaustadium

Die erste Messung erfolgte im Rohbaustadium, als die Trockenbau-Wände noch nicht erstellt waren, über Körperschallaufnehmer anstatt über eine direkte Luftschallmessung mittels Mikrofon. „Körperschallaufnehmer sind Schnellepegelmesser, die auf die Holzbetonverbunddecke geklebt wurden. Das war das einzige Bauteil, das in den Raum abstrahlen konnte“, erklärt Christoph Fichtel.

Aus den gemessenen Körperschallpegeln berechneten die Prüfer rechnerisch den resultierenden Norm-Trittschallpegel – die maßgebliche Größe zur Bewertung der Einhaltung von Trittschallanforderungen. „Im Vorfeld haben wir auf Grundlage der Prüfstandsmessungen rechnerisch abgeschätzt, dass mit der Schöck Tronsole aufgrund der sehr guten Trittschalldämmwerte die Anforderungswerte an den Trittschallschutz auch beim Einbau in Treppenhauswänden aus Holz erreicht werden können“, sagt Christoph Fichtel. „Mit den Messungen im Rohbau hat sich diese Annahme bestätigt.“

Mit Schöck Tronsole erreichten die Baubeteiligten die geforderten Werte von 53 dB im Holzhybridbau nicht nur, sondern unterschritten sie deutlich.

Abnahmemessung bestätigt Praxistauglichkeit

Nach Fertigstellung des Gebäudes nutzten die Verantwortlichen die Gelegenheit, die im Rohbauzustand über Körperschallmessung ermittelte Trittschalldämmung zu überprüfen. Da nun alle Wände eingezogen und das Gebäude im bezugsfertigen Zustand war, ermöglichten die Prüfer eine direkte Messung des Norm-Trittschallpegels über Luftschall. Der Prüfbericht zeigte, dass die Schallschutzanforderungen eingehalten werden, da die Werte sogar um einige dB unterschritten werden. Damit bestätigt sich die Eignung von Schöck Tronsole für den Holzhybridbau. (mb)

www.schoeck.com

Quelle: Salto Systems

NEWSLETTER

Nach Anmeldung versorgt Sie der Newsletter kostenfrei 14-tägig mit einer redaktionellen Auswahl aktueller Nachrichten und Berichten des Deutschen Ingenieurblatts.

Ihre E-Mail-Adresse wird ausschließlich zur Versendung des Newsletters verwendet und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können sich jederzeit per Abmeldelink im Newsletter abmelden (Datenschutzerklärung des Dienstleisters CleverReach).

Ihre E-Mail-Adresse:

Als Ingenieurkammer-Mitglied bitte nicht anmelden – Sie erhalten bereits exklusiv unseren umfassenderen „Mitglieder-Infoservice“ bzw. können diesen über Ihre Kammer bestellen.

BAUPLANER

Bleiben Sie auf dem Laufenden mit dem Bauplaner-Newsletter, unserem 14-tägigen E-Mail-Service, der Bauingenieure und Planer über die neuesten Entwicklungen in der Branche informiert. 

Ihre E-Mail-Adresse wird ausschließlich zur Versendung des Bauplaner-Newsletters verwendet und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können sich jederzeit per Abmeldelink im Bauplaner-Newsletter abmelden (Datenschutzerklärung des Dienstleisters CleverReach).

Ihre E-Mail-Adresse:

NEUE BEITRÄGE

Anzeige: Lesen Sie jetzt das neue ✶ ALLPLAN Whitepaper ✶