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Ressourceneffiziente Gebäudeaufstockung in Köln-Nippes

Projekt The Flag setzt auf Holzbauweise und Vorfertigung

Wie Holzbauweise und Vorfertigungstechnologien die nachhaltige Transformation von Bestandsimmobilien ermöglichen, demonstriert das Projekt The Flag in Köln-Nippes am ehemaligen Bürohaus von der Neusser Straße. Das ursprünglich in den 1980er Jahren errichtete Gebäude wird nach den Entwürfen von ME Projektsteuerung + Bauen Architekten für studentisches und berufliches Wohnen umgestaltet.
Die Kombination aus Holzbauweise und Vorfertigung ermöglicht ressourcenschonendes Bauen in urbaner Lage. © Brüninghoff
Die Kombination aus Holzbauweise und Vorfertigung ermöglicht ressourcenschonendes Bauen in urbaner Lage. © Brüninghoff

Die Umnutzung schafft insgesamt 137 Wohnungen auf acht Etagen und erweitert die Bruttogeschossfläche von 6.134 Quadratmeter auf 7.134 Quadratmeter. Die Staffelgeschosse variieren zwischen vier bis sieben Etagen. Die Florack Bauunternehmung übernahm die Generalübernehmerfunktion. Brüninghoff verantwortete die Aufstockung in Holz sowie die neuen Fassaden, Plansite plante Statik und Holzbaufachbereiche.

Rückbau und Strukturmaßnahmen

Vor Baubeginn erfolgte eine vollständige Entkernung bis zur tragenden Stahlbetonkonstruktion. Ziel war eine ressourcenschonende Erweiterung durch neue Holz-Aufstockungen auf allen Staffelgeschossen. Die neuen Bauteile wurden mit vorgefertigten Rahmen aus PEFC-zertifiziertem Holz ergänzt, so dass die Gebäudehöhe auf acht Etagen angewachsen ist. Der oberste Bereich umfasst Gemeinschaftsräume, Kamin und eine Dachterrasse. Die projektspezifische Grundstücksfläche beträgt 1.180 Quadratmeter, was besondere Anforderungen an die innerstädtische Logistik stellte.

Um Platz für eine Installationsebene zu schaffen, wurden die Fassadenelemente vor der tragenden Konstruktion montiert. © Brüninghoff
Um Platz für eine Installationsebene zu schaffen, wurden die Fassadenelemente vor der tragenden Konstruktion montiert. © Brüninghoff

Holzbauweise und Materialauswahl

Die Wahl für Holz als konstruktiven Werkstoff fiel aufgrund des günstigen Verhältnisses von Gewicht und Tragfähigkeit sowie der nachhaltigen Herkunft. Die statischen Vorteile der Holzrahmenkonstruktion erlauben eine effiziente Lastverteilung auf die bestehende Betonstruktur. Daneben kam punktuell CFK-Lamellen und zusätzlicher Beton zur Verstärkung zum Einsatz. Tragende Komponenten bestehen aus Brettschichtholzstützen und Decken aus Brettsperrholz.

Mehrschichtige Wandaufbauten und Dämmkonzepte

Die Außenwände entsprechen funktionalen und gestalterischen Anforderungen. Innen sind gipsfaserbasierte Platten mit je 15 Millimeter Stärke verbaut, als Oberfläche und Dampfsperre. Die Stöße sind luft- und dampfdicht verklebt. Das tragende Element bildet Konstruktionsvollholz mit den Maßen sechs auf 42 Millimeter, kombiniert mit mineralischer Dämmung der Baustoffklasse A1. Die Wärmedämmung weist eine Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,32 W/(m·K) auf. Außenseitig schützt eine weitere Gipsfaserplatte und eine diffusionsoffene Fassadenbahn gegen Wind und Feuchtigkeit. Eine Lattung aus Vollholz dient als Unterkonstruktion für die hinterlüftete Fassade, die abschließend mit acht Millimeter starken Rockpanel Colours-Platten verkleidet wird.

Brüninghoff setzt die Aufstockung der einzelnen Gebäudeteile in Holzbauweise sowie die Vorhangfassade um. © Brüninghoff
Brüninghoff setzt die Aufstockung der einzelnen Gebäudeteile in Holzbauweise sowie die Vorhangfassade um. © Brüninghoff

Vorfertigung und Baustellenlogistik

Alle Holzrahmenbauelemente einschließlich Fenster und Dämmung wurden werkseitig vorproduziert. Das minimiert die Montagezeiten und senkt Verkehrsaufkommen im dicht besiedelten Stadtgebiet. Der Just-in-time-Transport mit begrenztem Lagerplatz erforderte ein präzises Montagekonzept. Bereits installierte Fenster sorgen bei der Anbringung der Wandmodule für eine rasch regendichte Fassade. Mithilfe eines Krans im Innenhof und funkgesteuerter Traverse lassen sich die Elemente millimetergenau positionieren.

Energetische Fassadenoptimierung

Die neue Vorhangfassade aus hochverdichteter Steinwolle, gipsfaserbasierten Platten und Mineralwolldämmung steigert die Energieeffizienz und dient der Einhaltung des Effizienzhaus-Standards EH 40. Die Fassadenelemente wurden montagefreundlich vor die Tragstruktur gesetzt, um eine Installationszone zu realisieren.

Bautafel

Bauvorhaben: Umnutzung Büroimmobilien in Köln-Nippes
Bauherr: THE FLAG Köln GmbH, Köln
Generalunternehmer: Florack Bauunternehmung GmbH, Heinsberg
Architektur: ME Projektsteuerung + Bauen Architekten, Troisdorf
Aufstockung in Holzbauweise sowie Holz-Vorhangfassade: Brüninghoff GmbH & Co. KG, Heiden
Tragwerksplanung: Plansite integral design & engineering, Münster
Bauzeit: Dezember 2024 bis Februar 2026

Besondere bauliche und technische Herausforderungen

Der Umbau erforderte zahlreiche Durchbrüche und Anpassungen an der Gebäudestruktur, um die intensive Teilung der Apartments zu ermöglichen. Die Installationstechnik wurde durch vorgefertigte Module erleichtert. Die Holzbauelemente erfüllen die Feuerwiderstandsklasse F30-B, die eingesetzten Dämmungen entsprechen Wärmeleitgruppe null dreiunddreißig.

Beim Warmdach kamen Brettsperrholzdecken aus Fichte und EPS-Schichten mit bis zu 33 Zentimeter Stärke zum Einsatz. Gefälleplatten sichern eine Ableitung des Niederschlags Richtung Gebäudemitte. (mb)

https://www.brueninghoff.de

Die energetisch optimierte Vorhangfassade besteht aus Gipsfaserplatten, Mineralwolldämmung sowie Fassadentafeln aus hoch verdichteter Steinwolle. © Brüninghoff
Die energetisch optimierte Vorhangfassade besteht aus Gipsfaserplatten, Mineralwolldämmung sowie Fassadentafeln aus hoch verdichteter Steinwolle. © Brüninghoff

© Foto: Ken Schluchtmann, diephotodesigner.de

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