Der viergeschossige Verwaltungsbau auf ehemals landwirtschaftlicher Fläche fasst erstmals alle Außenstellen der Kreisverwaltung unter einem Dach zusammen.
Die Architekten dasch zürn + partner aus Stuttgart haben eine Gebäudestruktur mit geometrischer Formensprache und changierenden Keramikoberflächen realisiert. 2019 hatte das Stuttgarter Architekturbüro den Wettbewerb für den Neubau gewonnen. Die Aufgabenstellung umfasste einen Entwurf, der zeitgemäße bauliche Standards erfüllt, steigenden Raumbedarf deckt und die Zusammenführung mehrerer Standorte ermöglicht. Der Baukörper folgt keinem klassischen Quader-Schema. Zwei abgewinkelte Flügel spannen sich auf und werden mittig von einem Atrium gefasst. Das langgestreckte Volumen fügt sich in die offene Landschaft ein. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich eine Musikschule und eine Veranstaltungshalle.
Funktionale Zonierung über vier Geschosse
Die Gebäudegeometrie mit vier Flügeln ermöglicht kurze Wege und gute Orientierung. Bereiche mit viel Publikumsverkehr beziehen das Erdgeschoss, sodass eigene Erschließungen und gute Erreichbarkeit gegeben sind. Die auf bis zu vier Ebenen verteilten Arbeitsplätze profitieren vom vielseitigen Lichteinfall sowie Ausblicken in die Natur. Die bewegte Topographie umspielt das Volumen, das lediglich in einer Ausrichtung über alle vier Geschosse aus dem Gelände emporragt.
Stahlbetonskelett mit Holzanteil
Die Tragstruktur besteht aus einem Stahlbetonskelett mit aussteifenden Kernen und anteiliger Holzkonstruktion. Innen zeigt sich ein Mix aus Glas, Sichtbeton sowie in hohem Anteil Holz für Raumhüllen, die Treppen im weitgespannten Atrium oder den Sitzungssaal im obersten Geschoss. Außen wechseln sich umlaufende Bänder aus Glas oder Keramik ab, die die horizontale Gebäudeausdehnung betonen. Die opaken Wandflächen springen deutlich hervor, sodass Tiefe und Struktur an den Fassaden entstehen.
Dreidimensionale Keramikoberflächen mit Faltstruktur
Die reliefartig ausgeführten Keramikbänder setzen sich aus drei Plattenformen mit unterschiedlich breiten Ansichts- beziehungsweise gestaffelten Oberflächen zusammen, die in unregelmäßiger Reihung eine lebendige Faltung erzeugen. Der Hersteller Moeding entwickelte die Elemente über einen Zeitraum von zwei Jahren gemeinsam mit den Architekten und Bauherren. Für die Gebäudeecken wurden die Sonderformen eigens weiterentwickelt, sodass sich das Relief zu beiden Seiten fortsetzt.
Vulkanfarbener Scherben mit teiltransparenter Glasur
Farbe und Textur der Platten sind das Ergebnis diverser Bemusterungen. Die Wahl fiel auf einen vulkanfarbenen Scherben, der eine teiltransparente Glasur erhielt. Dadurch kann die Farbe des Scherbens durchscheinen und je nach Tageszeit und Lichteinfall changierende Oberflächen entstehen lassen. Die schwarz-blau-grünliche und leicht glänzende Glasur erzeugt eine schimmernde Gebäudehülle, die aufgrund des Farbspiels und der besonderen Faltung Licht- und Schatteneffekte generiert. (mb)