Dort entwickelte er das Konzept der Multi-Akteur-Fabrikation und beschäftigte sich intensiv mit automatisierter Vorfabrikation und Mensch-Maschine-Kollaboration im Holzbau.
Mensch-Maschine-Kooperation
An der HBC will er diese Expertise in Lehre, Forschung und Transfer einbringen. Seine Vision: Eine effiziente Kombination von Mensch, Maschine und Material führt zu nachhaltigem und bezahlbarem Wohnraum, ermöglicht kleinen und mittelständischen Betrieben die Herstellung und bietet dem Handwerk eine menschengerechte digitale Transformation. Dabei setzt Amtsberg nicht allein auf serielles Bauen – er will den Fokus auf individuelle Lösungen legen, wie Handwerksbetriebe oder kleine und mittlere Unternehmen sie benötigen.
Die Stiftungsprofessur „Produktions- und Automatisierungstechnik im Holzbau“ ist zum Wintersemester in Biberach gestartet. Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg sowie die Europäische Union über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanzieren die Stelle. Die Hochschule will damit ihren Schwerpunkt Holzbau und Digitalisierung weiter ausbauen.
Digitalisierung als Produktivitätshebel
„Holz ist einer der nachhaltigsten Baustoffe der Zukunft, benötigt jedoch neue Technologien und Wissen für effiziente Nutzung“, erklärt der Professor. Gleichzeitig existiere ein enormer Bedarf an bezahlbarem und nachhaltigem Wohnraum – „eine der zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen“, so Amtsberg. Die bisher geringe Digitalisierung sieht er als relevanten Hebel gegen die stagnierende Produktivität im Bauwesen. Er will Automatisierungstechnologie weiterentwickeln und Robotik sowie digitale Tools verstärkt im Holzbau integrieren.
Interdisziplinäre Lehre und Forschung
Sein Wissen und seine Ideen bringt Amtsberg künftig insbesondere in den Masterstudiengang Holzbau-Ingenieurwesen ein. Von der Zusammenarbeit mit Studierenden erhofft er sich „Inspiration und frische Ideen“ – der Lehrende möchte auch von ihnen lernen. Sein Lehrangebot formuliert er breit und interdisziplinär mit Kollegen und Kolleginnen. Die Begleitung von Promovenden liegt ihm besonders am Herzen. „Ich würde mich freuen, wenn sich Studierende während ihrer Masterarbeit für den Weg der Promotion entscheiden und Themen der Produktions- und Automatisierungstechnik weiter vertiefen“, so Amtsberg.
Vom digitalen Entwurf zur CNC-Fertigung
Prof. Felix Amtsberg erlebte seinen ersten Kontakt mit einem digitalen Tool im Architektur-Studium an der damaligen Gesamthochschule Kassel. Die Modellierungssoftware Rhino ermöglichte erstmals Freiformmodellierung – komplexe, organische und kurvige Geometrien ließen sich darstellen. In der Architektur bedeutete dies einen Durchbruch, der aber auch zu einer „Entmaterialisierung von Entwürfen führte“. Durch die Einführung von graphischen Programmierschnittstellen wie Grasshopper für Rhino und den dafür entwickelten Tools zur CNC-Steuerung entstand eine direkte Verbindung von Design und Fertigung. Im Umkehrschluss wurden die Regeln der Fertigung zu einem neuen Entwurfsparameter: „Ein Game Changer, der den Weg frei machte von der Idee bis zum fertigen Bauteil“.
Wissenschaftlicher Werdegang
Das Thema Digitalisierung beschäftigte den Architektur-Absolventen weiter. Seine Master-Thesis verfasste er zum Thema „Rationalizing Parametrics“. Anschließend promovierte er an der Technischen Universität Graz mit dem Titel „Sensory Parametrics“. Prof. Stefan Peters und Prof. Martin Bechthold von der Harvard Graduate School of Design betreuten die Arbeit. Seine Forschungsaufenthalte als Postdoc an der SUTD in Singapur und am MIT in Cambridge setzten sich mit den Potenzialen digitaler Fertigung auseinander und mit der Fragestellung, wie natürliche Baumaterialien ressourcenschonend eingesetzt werden können. (mb)