Leichtbeton entlastet historische Mulde-Brücke um 220 Tonnen

Gewölbekonstruktion aus 1850 erhält statisch optimierte Verfüllung

Das Sächsische Landesamt für Straßenbau und Verkehr hat die Sanierung der Gewölbebrücke über die Zwickauer Mulde in Lunzenau abgeschlossen. Die Dreifeld-Gewölbebrücke aus dem Jahr 1850 erhielt eine Verfüllung mit Leichtbeton, die das historische Tragwerk um 220 Tonnen entlastet. Die 68 Meter lange Brücke trägt seit August 2025 wieder den Verkehr auf der Staatsstraße S 247.
Der Liapor-Leichtbeton auf den freigelegten Gewölbebögen entlastet das historische Bauwerk um insgesamt rund 220 Tonnen. © Hundhausen-Bau GmbH Eisenach
Der Liapor-Leichtbeton auf den freigelegten Gewölbebögen entlastet das historische Bauwerk um insgesamt rund 220 Tonnen. © Hundhausen-Bau GmbH Eisenach

Risse, Abplatzungen und Durchfeuchtungen hatten das Baudenkmal in einen kritischen Zustand versetzt. Das Landesamt plante 2018 die Komplettsanierung mit einem Budget von 3,3 Millionen Euro aus dem Sonderprogramm „Erhaltung Staatsstraßen“. Die Arbeiten begannen im September 2023.

Systematischer Rückbau der historischen Konstruktion

Die Baufirma entfernte zunächst den kompletten Oberbau und räumte die ursprüngliche Verfüllung aus Steinen und Schotter aus den Gewölbebögen. Dies legte die historische Bogenkonstruktion frei und ermöglichte eine strukturelle Neuverfüllung.

Leichtbeton als statisches Schlüsselelement

Die Verfüllung der drei Gewölbebögen erfolgte mit 280 Kubikmetern Leichtbeton LC25/28D1,6. Der Baustoff enthält luftporendurchsetzte Blähtonkugeln, die bei vergleichbarer Druckfestigkeit eine deutlich geringere Rohdichte als Normbeton aufweisen. Dies reduziert die zusätzliche Last auf Bögen, Pfeiler und Widerlager erheblich.

Um asymmetrische Lasteinwirkungen zu vermeiden, erfolgte der Eintrag des Liapor-Leichtbetons seitlich vom Fluss aus. © Liapor
Um asymmetrische Lasteinwirkungen zu vermeiden, erfolgte der Eintrag des Liapor-Leichtbetons seitlich vom Fluss aus. © Liapor

Gegenüber einer konventionellen Betonverfüllung spart die Leichtbeton-Konstruktion rund 220 Tonnen Gewicht ein. Diese Gewichtsreduzierung verringert die Risiken für die Stabilität des historischen Tragwerks und verlängert dessen Lebensdauer. Das Unternehmen Olbernhauer Transportbeton in Neukirchen stellte den Baustoff her, Hundhausen-Bau Eisenach, Standort Erzgebirge, führte die Arbeiten aus.

Lagenweiser Einbau vom Flussniveau

Die Verfüllung erforderte ein spezielles Einbauverfahren. Um asymmetrische Lastaufnahmen und lokale Überlastungen der Gewölbe zu vermeiden, erfolgte der Einbau im Juli 2024 lagenweise von beiden Seiten des Flusses. Das Bauunternehmen errichtete dafür beidseitig Baustraßen aus aufgeständerten Straßenbauplatten, auf denen Bagger fahren konnten.

Die Maschinen befüllten Schüttkübel mit dem Leichtbeton und verteilten ihn gezielt auf die Bögen. Die Schüttung erreichte eine Stärke von bis zu knapp zwei Metern. Darauf folgten eine Gleitfolie, eine 30 Zentimeter starke Stahlbetonplatte und der Fahrbahnbelag. Diese Schichtenfolge bildet einen dauerhaften Verbund zwischen historischer Gewölbekonstruktion und neuem Oberbau.

Verbreiterung für kombinierten Fuß- und Radverkehr

Die Baumaßnahme umfasste auch eine verkehrstechnische Erweiterung. Die Brücke erhielt eine Breite von 9,80 Metern. Die Fahrbahn misst sechs Meter, zwei Kappen von jeweils 2,50 Metern Breite nehmen einen kombinierten Geh- und Radweg auf.

Fit für die Zukunft: Die sanierte Mulde-Brücke nach Abschluss aller Sanierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen im August 2025. © Hundhausen-Bau GmbH Eisenach
Fit für die Zukunft: Die sanierte Mulde-Brücke nach Abschluss aller Sanierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen im August 2025. © Hundhausen-Bau GmbH Eisenach

Das Bauunternehmen setzte die drei Stützwände instand, brachte Natursteinverblendungen an und bearbeitete Untersicht, Pfeiler und Widerlager. Nach Abschluss der Arbeiten bauten die Firmen die temporäre Behelfsbrücke rund hundert Meter flussabwärts sowie die Baustraßen zurück.

Verkehrsfreigabe nach 15 Monaten Bauzeit

Die Brücke trägt seit Frühjahr 2025 wieder Verkehr. Mit der Fertigstellung der letzten Maßnahmen zum ersten August 2025 endete das Projekt nach knapp fünfzehn Monaten Bauzeit. Die Sanierung zeigt, wie sich Denkmalschutz und zeitgemäße Ingenieurtechnik verbinden lassen. Der Einsatz von Leichtbeton ermöglicht die Erhaltung der historischen Substanz bei gleichzeitiger Anpassung an heutige Verkehrslasten. (mb)

https://liapor.com

© Foto: Ken Schluchtmann, diephotodesigner.de

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