Architektonisches Erbe aus der Gründerzeit
Der Karlsruher Architekturprofessor und Oberbaudirektor Joseph Durm plante das Gebäude an der Südostecke des Campus Süd im Jahr 1899. Die damalige Technische Hochschule Karlsruhe errichtete den Bau zusammen mit weiteren Institutsgebäuden als Botanisches Institut. Diese Funktion behielt das Gebäude bis zum Umzug des Instituts im Jahr 2016. Die Neugestaltung des Durlacher Tors und die Eröffnung des Stadtbahntunnels im Jahr 2021 rückten den Standort stärker in den Fokus des Karlsruher Stadtraums.
Dr. Stefan Schwartze, Vizepräsident Finanzen, Personal und Infrastruktur des KIT, erklärt: „Als Universität mit 200-jähriger Geschichte tragen wir Verantwortung für unser bauliches Erbe. Mit der Generalsanierung des ehemaligen Botanischen Instituts am Durlacher Tor bewahren wir nicht nur ein Stück Karlsruher Architekturgeschichte, sondern schaffen zugleich Raum für die Zukunft – einen Ort, der für Internationalität, Ankommen und Vernetzung steht.“
Bauablauf und Projektübergabe
Das KIT übernahm das Projekt im Jahr 2024 nach Abschluss der Leistungsphase 5 vom Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg. Diese Übergabe erfolgte im Zuge der Übernahme der Bauherreneigenschaft für den Universitätscampus. Die Baustelle ging im Juli 2025 in Betrieb. Aktuell führen die Bauunternehmen eine Schadstoffsanierung durch.
Technische Ertüchtigung unter Denkmalschutzauflagen
Die Sanierung kombiniert denkmalpflegerische Anforderungen mit technischen Erneuerungen. Fachfirmen restaurieren die Sandsteinfassaden des als Kulturdenkmal eingestuften Gebäudes. Statiker und Brandschutzingenieure ertüchtigen Decken und Tragwerke in mehreren Gebäudebereichen. Die Haustechnik erneuern die Planer vollständig, wobei sie energetische Verbesserungen mit den Denkmalschutzanforderungen abstimmen müssen. Erstmals erhält das Gebäude einen barrierefreien Zugang.
Historische Raumstruktur bleibt erhalten
Die rund 1.700 Quadratmeter Nutzfläche behalten ihre historische Grundstruktur. Der ehemalige Mikroskopiersaal im Erdgeschoss wird wieder als großzügiger Raum erlebbar. Ein filigranes Ganzglassystem gliedert den Saal neu. Restauratoren legen die historischen Gusseisenstützen frei und setzen sie instand. Das Dachgeschoss bauen die Handwerker neu aus. Das Untergeschoss nimmt künftig Technik- und Lagerräume auf.
Welcome Square und flexible Arbeitszonen
Die KIT-Dienstleistungseinheit Internationales (INTL) bezieht das Gebäude nach Abschluss der Sanierungsarbeiten Mitte 2027. INTL betreut die internationalen Aktivitäten des KIT in Forschung, Lehre und Innovation – dazu gehören Mobilitätsprogramme, internationale Kooperationen, Marketing und Willkommenskultur. Bisher verteilt sich INTL auf mehrere Standorte.
Im Erdgeschoss entsteht ein Welcome Square als offener Begegnungsbereich. Besucherinnen und Besucher können dort erste Fragen klären, sich orientieren und bei einem Kaffee ins Gespräch kommen. Der frühere Mikroskopiersaal dient als flexibel nutzbarer Raum für Workshops, Gruppenarbeiten oder kleinere Veranstaltungen. Das Nutzungskonzept verzichtet auf feste Einzelbüros. Stattdessen schaffen die Planer gemeinschaftlich genutzte Räume für wechselnde Arbeitssituationen – von der konzentrierten Einzeltätigkeit bis zum hybriden Meeting. (mb)