Die Nutzung von KI im Planungs- und Bausektor wird zunehmend zu einem strategischen Wettbewerbsvorteil – insbesondere für Unternehmen, die frühzeitig in entsprechende Technologien investieren. Eine Studie von Bluebeam zeigt jedoch, dass erst 27 Prozent der Unternehmen die Technologie einsetzen, während frühe Anwender bereits erhebliche Einsparungen erzielen.
Die Studie „Bluebeams Ausblick auf Technologie- und Digitalisierungstrends in 2026″ untersucht den Stand der Digitalisierung bei Fachleuten aus Architektur, Ingenieur- und Bauwesen weltweit. Bluebeam gehört zur Nemetschek Group und entwickelt Softwarelösungen für den AEC-Sektor.
Derzeit nutzen nur 27 Prozent der befragten Unternehmen KI für Automatisierung, Problemlösung oder Entscheidungsfindung. Die Unternehmen nennen Risiken, Kosten und Herausforderungen bei der Integration als Gründe für die zurückhaltende Einführung.
Die Unternehmen, die bereits KI einsetzen, verzeichnen jedoch messbare Erfolge: 68 Prozent haben mindestens 50.000 US-Dollar eingespart. Fast die Hälfte (46 Prozent) sparte durch KI-Tools zwischen 500 und 1.000 Arbeitsstunden ein. Die Dynamik nimmt zu: 94 Prozent der AEC-Unternehmen, die derzeit KI nutzen, planen, ihre Investitionen im nächsten Jahr zu erhöhen und von Pilotprojekten zur Integration in bestehende Arbeitsabläufe überzugehen.
Datensicherheit bremst Implementierung
Viele Unternehmen bleiben beim Einsatz von KI vorsichtig. Die Befragten nennen als größte Herausforderungen die Sicherheit beim Datenaustausch (42 Prozent) sowie Kosten und Komplexität (33 Prozent). Die Notwendigkeit strengerer Datenverwaltung und klarer Compliance-Rahmenbedingungen wird deutlich.
69 Prozent der Unternehmen geben an, dass Bedenken hinsichtlich künftiger KI-Vorschriften ihre eigenen KI-Initiativen verlangsamt oder eingeschränkt haben.
Technologie wird zum Personalinstrument
Technologie entwickelt sich zunehmend zum zentralen Bestandteil der Personalstrategie in der Branche. Unternehmen betrachten sie nicht mehr nur als Produktivitätstreiber, sondern auch als Instrument zur Bewältigung des Fachkräftemangels und als Wettbewerbsvorteil bei der Gewinnung und Bindung von Personal.
56 Prozent der Befragten geben an, dass der Einsatz von KI dazu beiträgt, den Fachkräftemangel auszugleichen. Fast die Hälfte (44 Prozent) sieht digitale Tools – neben Unternehmenskultur und Vergütung – als entscheidenden Faktor, um Spitzenkräfte zu gewinnen und an das Unternehmen zu binden.
Qualifikationslücken als zentrales Hindernis
Qualifikationslücken stellen weiterhin ein zentrales Hindernis für den erfolgreichen Einsatz von Technologie im Bauwesen dar. Für 19 Prozent der Unternehmen stellen mangelnde digitale Kompetenzen die größte Herausforderung dar, während 23 Prozent angeben, mit dem schnellen technologischen Wandel nur schwer Schritt halten zu können.
Zwei Drittel der befragten Unternehmen (65 Prozent) investieren jedoch weniger als zehn Prozent ihres Technologiebudgets in Schulungsmaßnahmen – ein Hinweis auf das Ungleichgewicht zwischen technologischem Fortschritt und Mitarbeiterentwicklung.
Usman Shuja, CEO von Bluebeam, erklärt: „KI im Bauwesen steckt noch in den Kinderschuhen, doch die Dynamik unter den sog. Early Adopters nimmt rasant zu und führt zu spürbaren Einsparungen von Kosten, Zeit und verbessert die Zusammenarbeit. Die Frage ist jetzt nicht mehr, ob KI funktioniert, sondern wie sie sich effektiv integrieren lässt. Unsere Kunden sind dann erfolgreich, wenn KI zu ihrer Arbeitsweise passt. 95 % der Early Adopters in unserer Umfrage setzen KI häufig im gesamten Gebäudelebenszyklus ein. Und fast die Hälfte von ihnen hat 500 bis 1.000 Stunden für wichtige Aufgaben wie Bau- und Terminplanung oder Dokumentenanalyse eingespart. Wenn die KI damit nicht länger nur ein Hype, sondern ein Werkzeug zur Lösung realer Herausforderungen ist, zeigt sich ihre wahre Wirkung – und genau in diese Richtung entwickelt sich die gesamte Branche.“
Digitale Transformation verläuft ungleichmäßig
Der Bericht zeichnet ein Bild einer Branche im Wandel und zeigt die ungleiche Entwicklung der digitalen Transformation auf. 84 Prozent der Unternehmen planen, ihre Technologieinvestitionen bis 2026 zu erhöhen. 67 Prozent der Führungskräfte berichten, dass digitale Technologien bereits heute die Produktivität verbessern.
Nur elf Prozent der Unternehmen gelten jedoch als vollständig digitalisiert – die Mehrheit nutzt weiterhin Papier und herkömmliche Werkzeuge für zentrale Arbeitsprozesse. 52 Prozent arbeiten in der Entwurfsphase, 49 Prozent in der Planungsphase und 43 Prozent bei den Unterschriftsprozessen sowie für Genehmigungen noch mit physischen Dokumenten und Papierplänen.
Die Transparenz in den Arbeitsabläufen bleibt eine zentrale Herausforderung. Nahezu 40 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie Schwierigkeiten haben, die Zusammenarbeit über den gesamten Projektlebenszyklus hinweg effektiv zu steuern – insbesondere dann, wenn Planung, Bau und Betrieb voneinander isoliert arbeiten.
Shuja betont: „Die größten Hindernisse für die Einführung von Bau-Technologien im Jahr 2026 sind nicht die Kosten, sondern die Komplexität, Kultur und Vernetzung. Erfolg hängt nicht allein von den richtigen Werkzeugen ab, sondern ebenso von gezielten Schulungen und einem integrierten Ansatz, der Teams, Projektphasen und Arbeitsabläufe miteinander verbindet. Um in dieser neuen Ära erfolgreich zu sein, braucht es meiner Meinung nach sogenannte Dual Athletes – Teams, die Baukompetenz und digitale Kompetenz miteinander verbinden, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Wenn Bauunternehmen und Technologieträger zusammenarbeiten, werden Barrieren zwischen Tools, Teams und Daten abgebaut – und die digitale Zusammenarbeit wird nahtlos und transformativ sein.“
Die Studie bietet detaillierte Einblicke in die Einführung von KI, die digitale Reife und die Auswirkungen der Technologie auf die Projekt- und Mitarbeiterleistung, einschließlich regionaler Trends in Nordamerika, Europa und Australien. (mb)