Architektur der 1960er Jahre erhält neue Funktion
Das ehemalige Schulgebäude an der Kampstraße in Marl stand seit 2002 leer. Klare Linien, funktionale Strenge und städtebaulicher Anspruch prägen seine Architektur. Nun erhält das Gebäude neues Leben: Das Projekt „Marschall 66“ schafft ein multifunktionales Kultur- und Erlebniszentrum. Der Name erinnert an den Architekten und Stadtplaner Günther Marschall, der maßgeblich an der Stadtentwicklung beteiligt war, sowie an das Baujahr 1966.
Das Architekturbüro Feja + Kemper aus Recklinghausen verantwortet den Umbau. Das Projekt ist Bestandteil des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts ISEK 2030+, mit dem die Stadt Marl ihre Mitte funktional, sozial und gestalterisch neu aufstellt. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Grimme-Institut vereint das Gebäude künftig das Skulpturenmuseum, die Stadtbibliothek, eine Kleinkunstbühne, das Museumscafé sowie Angebote der Volkshochschule und Musikschule unter einem Dach. So dient das Gebäude als „Dritter Ort“ – ein Begriff, der Orte außerhalb von Zuhause und Arbeitsplatz beschreibt, an denen sich Menschen begegnen, gemeinsam lernen, diskutieren und Kultur erleben. Im Februar 2024 ist der erste Spatenstich erfolgt, die Arbeiten werden voraussichtlich im Juni 2026 abgeschlossen.
Energetische Ertüchtigung unter Denkmalschutz-Auflagen
Vor der Neubelegung müssen grundlegende Sanierungsmaßnahmen umgesetzt werden, darunter eine energetische Sanierung. Die städtebauliche Vision stellt hohe Anforderungen an die Bausubstanz, insbesondere an den Wärmeschutz. Da die Außenfassade aus Gründen des Denkmalschutzes erhalten bleiben musste, kam nur eine energetische Ertüchtigung von innen infrage. Aufgrund seiner bauphysikalisch sicheren Eigenschaften fiel die Wahl auf die Innendämmung Foamglas T3+.
Die Ausführenden statteten insgesamt 700 Quadratmeter Wandflächen mit 80 Millimeter starken Foamglas-Platten aus. Weitere 430 Quadratmeter erhielten in Fensterlaibungen sowie Unterzügen eine Dämmung mit 40 Millimeter starken Platten.
Bauphysikalische Sicherheit durch Dampfdichtigkeit
Bei der energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden mit unbekannter oder inhomogener Feuchtebelastung sowie bei denkmalgeschützten Fassaden stellt die Wahl eines dampfdichten Innendämmsystems oft die sicherste Lösung dar. Foamglas T3+ bietet dem Hersteller zufolge hierfür bauphysikalisch sichere Eigenschaften: Es besteht aus Millionen mikroskopisch kleiner, hermetisch verschlossener Glaszellen. Diese geschlossenzellige Struktur macht den Schaumglas-Dämmstoff vollständig diffusionsdicht – Feuchtigkeit oder Ausdünstungen können weder in das Mauerwerk eindringen noch ins Gebäudeinnere gelangen. Dies soll das Risiko von Tauwasserbildung minimieren und die bestehende Bausubstanz dauerhaft schützen.
Mechanische Belastbarkeit für kritische Bereiche
Foamglas T3+ weist eine charakteristische Druckfestigkeit von mindestens 500 Kilopascal auf. Dies war in Marl vor allem im Bereich der Fensterlaibungen und der zahlreichen Wandanschlüsse wichtig. Hier muss die Dämmung auch punktuellen Belastungen standhalten, etwa durch mechanische Beanspruchung bei der Nutzung oder durch spätere bauliche Anpassungen.
Die Formstabilität des Dämmstoffs erwies sich bei der Verarbeitung als vorteilhaft. Foamglas T3+ verändert weder unter Temperatureinfluss noch bei Feuchteeinwirkung seine Form. Das Material bleibt dauerhaft maßhaltig und erlaubt eine präzise Verarbeitung – selbst auf unebenen oder verwinkelten Wandflächen, wie sie bei Bestandsgebäuden häufig vorkommen. Die gewählte Plattengröße von 60 x 45 Zentimetern ermöglichte einen zügigen Baufortschritt bei gleichzeitig hoher Ausführungsqualität.
Projekt: Marschall 66 Begegnungs- und Erlebnisort
Gebäudetyp: Schulgebäude / Kulturzentrum
Bauherr: Stadt Marl
Architekten: Feja + Kemper Architekten, Recklinghausen
TGA-Planung: Cosanne Ingenieure GmbH, Dorsten
Tragwerksplanung: Wehlmann Beratende Ingenieure PmbB, Recklinghausen
Bauleitung: BBM* GmbH, Coesfeld
Brandschutz: BKK Ingenieure GmbH, Warendorf
Bauphysik: ISRW-Klapdor GmbH, Düsseldorf
SiGeKo: Meßner Bau-Beratung, Dorsten
Dämmmaterial: Foamglas T3+
Bauzeit: 02/2024 bis voraussichtlich 06/2026
Brandschutzanforderungen für öffentliche Nutzung
Bei der Sanierungsplanung war auch das Thema Brandschutz ein zentraler Bestandteil. Das neue Kulturzentrum wird künftig von vielen Menschen genutzt. Daraus ergeben sich besonders hohe Anforderungen an den vorbeugenden Brandschutz. Foamglas T3+ ist nichtbrennbar und erfüllt die Anforderungen der höchsten Baustoffklasse A1 nach DIN EN 13501-1. Im Brandfall verhindert es die Entstehung von Rauch und toxischen Gasen sowie die Ausbreitung von Feuer über die Dämmschicht. Die Wahl des nichtbrennbaren Innendämmsystems schafft zusätzliche Sicherheit und erfüllt die hohen Anforderungen an den Personenschutz.
Verarbeitung ohne zusätzliche Schichten
Neben den bauphysikalischen Vorteilen stand in Marl auch eine praktische Verarbeitung im Fokus. Vor der Montage behandelten die Ausführenden schadstoffbelastete Bereiche sorgfältig vor, um eine sichere und dauerhafte Haftung zum Untergrund zu gewährleisten. Anschließend brachten sie die Innendämmung direkt auf das bestehende Mauerwerk auf.
Im Vergleich zu anderen Systemen reduziert das Material die planerische Komplexität erheblich: Es benötigt weder eine zusätzliche Dampfbremse noch eine kapillaraktive Ausgleichsschicht und stellt keine besonderen Anforderungen an die raumseitige Oberfläche. Für den weiteren Ausbau beklebten die Handwerker die Dämmelemente größtenteils mit Gipskartonplatten oder beschichteten sie – je nach Bereich – mit Gipsputz.
Langzeitsicherheit durch anorganische Zusammensetzung
Foamglas T3+ punktet neben seinen technischen Eigenschaften auch ökologisch. Der Dämmstoff verwendet Glasscherben als Rohstoff in Kombination mit neuem Glas. Zudem ist er anorganisch – er enthält keine brennbaren Bestandteile, keine organischen Bindemittel und keine Treibmittel. Diese Zusammensetzung macht das Material unverrottbar und chemisch beständig. Für ein Gebäude wie das Marschall 66, das nun auf viele weitere Jahrzehnte kultureller Nutzung vorbereitet wird, ist diese Dauerhaftigkeit von hoher Bedeutung. Die Dämmung leistet einen langfristigen Beitrag zur Betriebssicherheit und Werterhaltung des Gebäudes und unterstützt die Nachhaltigkeitsziele der ressourcenschonenden Stadtentwicklung ISEK 2030+. (mb)