Forschungsprojekt für dauerhafte Außenmöblierung
Der Forschungsbereich „Leichtbau im Bauwesen“ des Instituts für Strukturleichtbau der Technischen Universität Chemnitz entwickelte gemeinsam mit der Medicke GmbH in Glauchau, dem Steinbeis-Innovationszentrum FiberCrete sowie dem Gebäudemanagement und Hochbau der Stadt Chemnitz ein Konzept für Carbonbeton-Fertigteile im Außenbereich. Sieben wartungsfreie Stadtmöbel entstehen an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet. Das erste etwa 1,80 Meter hohe „Big C“ steht auf dem Campus der TU Chemnitz im Park hinter der Mensa an der Reichenhainer Straße. Mitte Oktober 2025 folgte das zweite Exemplar auf dem Johannisplatz. Die Ursprungsidee stammt von dem Chemnitzer Künstler Carsten Grundmann.
Materialkonzept mit CO₂-reduziertem Zement
„Der Grundkörper der C-förmigen Stadtmöblierung wurde aus mit Carbongittern bewehrtem Beton hergestellt, um eine dauerhafte, wartungsfreie und filigrane Ausführung zu erhalten“, berichtet Prof. Dr. Sandra Gelbrich, Leiterin des Forschungsbereiches „Leichtbau im Bauwesen“. Das Projektteam entwickelte einen hochfesten Feinbeton mit CO₂-reduziertem Zement sowie ein angepasstes Schalungssystem. Der Schriftzug „C the unseen“ entsteht bereits während des Gießprozesses direkt im Betonkörper.
Erstmaliger Einsatz recycelbarer Schalung
Die Herstellung des gekrümmten Bauteils erfolgt erstmals mit einer zu hundert Prozent recycelbaren Wellpappschalung, die gemeinsam mit der Chemnitzer Firma Richter & Heß entstand. Die modulare Schalung besteht aus einer Bodenplatte, einer Außenschale, gefrästen mehrteiligen Wellpappgefachen für Außenring und Kern sowie zwei Schalungshäuten. „Diese nachhaltige Schalung gestattet die einfache und vor allem preisgünstige Fertigung von gekrümmten Sonderbauteilen“, so Gelbrich. Die Kosten belaufen sich auf rund 15.000 Euro je Sitzmöbel.
Ergonomie durch Holzlamellen
Die Sitzflächen im unteren Bogen des „Big C“ lassen sich mit ergonomisch geformten Holzlamellen belegen. Fünf weitere Sitzmöbel sollen im Frei Otto Park in Siegmar, im Park am Pleißenbach, im Bürgerpark Gablenz, im ehemaligen Flussbad Altchemnitz und im Tierpark installiert werden.
Stadtplanerische Perspektive
Thomas Kütter, Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bau der Stadt Chemnitz, zum Projekt: „Mit seiner klaren, geschwungenen Form fügt sich der Sessel harmonisch in verschiedene urbane Umgebungen ein – ob auf öffentlichen Plätzen, in Grünanlagen oder an kulturellen Treffpunkten. Der Name Big C spielt dabei augenzwinkernd auf den Anfangsbuchstaben der Stadt Chemnitz an und unterstreicht die Verbundenheit mit der Region. Die sechs BIG C, deren Design moderne Formensprache mit innovativen Materialien hoher Widerstandsfähigkeit verbindet, sind ein Beispiel für verantwortungsbewusste und zukunftsorientierte Stadtgestaltung. Das Projekt zeigt, wie Design, Forschung und regionale Wirtschaftskraft im Sinne der Nachhaltigkeit zusammenwirken können.“ (mb)