Der Projektentwickler MREI verwandelte den leerstehenden Gebäudekomplex aus den 1970er Jahren in einen multifunktionalen Kreativkosmos und erhielt dabei die bestehende Rohbaustruktur.
Der Gebäudekomplex in der Karl-Marx-Straße prägte jahrzehntelang das Stadtbild Neuköllns. Nach der Schließung des Quelle-Kaufhauses und der anschließenden Nutzung durch SinnLeffers stand das Gebäude mehrere Jahre leer. Der Strukturwandel im Einzelhandel machte eine Umnutzung notwendig. MREI entwickelte ein Konzept, das die vorhandene Betonarchitektur erhält und sie für neue Nutzungen öffnet. Auf 40.000 Quadratmetern Gesamtfläche entstanden Büro- und Einzelhandelsflächen, eine große Halle für Gastronomie und Events sowie ein begrünter Dachgarten.
Zwei kontrastierende Bauteile
Das Konzept teilt den Komplex mit anliegendem Parkhaus in zwei unterschiedliche Bauteile: Der südliche Baukörper erhielt eine helle Loggia aus Kunststein, die ehemalige Hochgarage eine bronzefarbene Metallfassade. Drei große Einschnitte in die historische Bausubstanz lassen Tageslicht ins Innere und schaffen neue Sichtachsen. An der Stelle der früheren Parkhausrampe entstand eine offene Mitte, die beide Gebäudeteile verbindet.
Hochselektive Verglasung für Tageslicht ohne Überhitzung
Doering Glass aus Radeburg verarbeitete 1.330 Dreifachverglasungen mit Abmessungen bis zu 2.980 mal 3.490 Millimeter. Die Gesamtfläche beträgt 3.592 Quadratmeter. Das Unternehmen lieferte die Elemente direkt in die dicht bebaute Innenstadt Berlins. Das verwendete Sonnenschutzglas Climatop Cool-Lite Xtreme 70/33 von Saint-Gobain Glass erreicht eine Lichttransmission von 70 Prozent bei einem Gesamtenergiedurchlassgrad von 0,33. Die Werte bedeuten: Die Räume erhalten viel Tageslicht, heizen sich aber kaum auf. Einige Scheiben bekamen zusätzliche SI-Folien, um den Anforderungen an den Schallschutz im innerstädtischen Umfeld zu entsprechen.
Erhalt statt Abriss
Das Projekt zeigt, wie sich bestehende Bausubstanz wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll umnutzen lässt. Die Erhaltung der Rohbaustruktur vermeidet den Aufwand für Abriss und Neubau. Das Gebäude fügt sich in die teilweise denkmalgeschützte Umgebung ein und macht die inhaltliche Transformation nach außen sichtbar. (mb)