Sanierungsquote durch Vorfertigung steigern
Die Rheinwohnungsbau GmbH aus Düsseldorf verfolgt das Ziel, den CO₂-Fußabdruck ihres Wohnungsbestands bis 2030 auf 16,3 Kilogramm pro Quadratmeter und bis 2050 auf sechs Kilogramm pro Quadratmeter zu senken. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren 30 Prozent seiner über 6.000 Wohnungen energetisch modernisiert. Um die Sanierungsquote von derzeit rund zwei Prozent auf über drei Prozent zu steigern, erprobt die Rheinwohnungsbau nun die serielle Sanierung in großem Maßstab.
Holzrahmenbauweise mit Dreifachverglasung
Im Corelli-Quartier in Düsseldorf-Urdenbach modernisiert das Unternehmen bis Ende 2026 16 Häuser aus dem Baujahr 1974. Die 140 Wohnungen verfügen über zwei bis vier Zimmer und Wohnflächen zwischen 61 und 111 Quadratmetern. Der bisherige Energieverbrauch liegt bei rund 90 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, was der Energieeffizienzklasse C entspricht. Das Projekt zielt darauf ab, den Effizienzhaus-Standard KfW55 zu erreichen und den Primärenergiebedarf auf rund 18 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr zu senken.

Die Außenwände erhalten vorgefertigte Fassadenelemente in Holzrahmenbauweise. Die Elemente enthalten bereits komplett Dämmung, Dreifach-Isolierglasfenster, Fensterbänke und Sonnenschutz. Dank des hohen Vorfertigungsgrads erneuert das ausführende Unternehmen in rund sechs Wochen über 2.000 Quadratmeter Fassadenfläche. Zusätzlich dämmen die Handwerker die Dächer, installieren Photovoltaikanlagen und erneuern die Haustechnik sowie die Aufzüge.
Loggien als technische Herausforderung
Die Wohnungen im Corelli-Quartier besitzen Loggien – in den Gebäudegrundriss integrierte, überdachte Balkone. Für die serielle Sanierung stellen diese Loggien eine Herausforderung dar, denn die Handwerker können sie nicht wie die Außenwand mit vorgefertigten Elementen sanieren. Eine konventionelle Sanierung der Loggien kam jedoch ebenfalls nicht in Frage. „Die Förderprogramme des Bundes für die serielle Sanierung verlangen, dass mindestens 80 Prozent der wärme-übertragenden Fassade mit seriell vorgefertigten Elementen saniert werden muss“, erläutert Jessica Böshagen, Technische Projektleiterin bei Rheinwohnungsbau, den Sachverhalt.

Faltschiebesysteme als Lösung
Vorgehängte Fassadenelemente aus Aluminium mit Faltschiebefenstern von Schüco erwiesen sich als Lösung. Das ausführende Unternehmen Metallbau Helmut Pasternak fertigt sie maßgenau vor und gewährleistet damit die Förderfähigkeit des Projektes hinsichtlich der seriellen Sanierung. Im Bereich der Loggien bilden die Elemente die neue thermische Hülle des Gebäudes.
Die Elemente bestehen im Brüstungsbereich aus Festverglasungen, im oberen Bereich aus Faltschiebe-Fenstern. Durch die Verwendung von Dreifachisolierglas mit einem Ug-Wert von 0,5 Watt pro Quadratmeter und Kelvin erreichen die Elemente einen Uw-Wert von 0,9 Watt pro Quadratmeter und Kelvin. Diese Wärmedämmung verwandelt die ehemalige Loggia in ganzjährig nutzbaren Wohnraum mit hoher Aufenthaltsqualität. Durch Falten und Verschieben der Fensterelemente zur Seite hin öffnet sich der Raum nahezu über die gesamte Breite und die Bewohner können ihn wie zuvor als Balkon nutzen.
Objekt: Serielle Sanierung „Corelli-Quartier“, Düsseldorf-Urdenbach
Bauherr: Rheinwohnungsbau, Düsseldorf
Gesamtumfang: 140 Wohnungen in 16 Häusern
Baujahr: 1974
Fertigstellung: voraussichtlich Ende 2026
Förderung: KfW 55 + Bonus Serielle Sanierung
Endenergiebedarf vorher: 84 kWh/m2a
Primärenergiebedarf nachher: 18 kWh/m2a
Schüco-Verarbeiter: Metallbau Helmut Pasternak GmbH & Co. KG, Hilden
Verbaute Schüco-Systeme
Faltschiebesystem ASS 80 FD.HI mit Systembrüstung und transluzenter, absturzsichernder Verglasung.
Montage nach dreidimensionalem Aufmaß
Die Montage der Fassadenelemente im Bereich der Loggien verlief ohne Verzögerungen. Zunächst demontierten die Handwerker die Brüstungsverkleidungen und sanierten die Balkonböden. Der Metallbauer versah die nach dreidimensionalem Aufmaß gefertigten Elemente bereits werkseitig mit Stahlkonsolen zur Befestigung. Statiker berechneten diese Konsolen, die das vor der Wand hängende Element tragen. Nach der Montage dämmten die Handwerker alle Anschlüsse wärmebrückenfrei und verkleideten sie mit Aluminiumblech beziehungsweise Faserzementplatten. Die Elemente verfügen über einen elektrisch steuerbaren, vertikalen Sonnenschutz aus Textilgewebe. Die Bewohner können Sonneneinstrahlung und Lichteinfall individuell regulieren und eine übermäßige Erwärmung der Räume vermeiden. (mb)