Polygonaler Betonbau mit Glas-Faltwänden aus Lärchenholz

Energiezentrale in Freising kombiniert Blockheizkraftwerk mit öffentlichem Quartiercafé

Ein polygonaler Betonbau mit Glas-Faltwänden aus Lärchenholz prägt seit Kurzem das Freisinger Wohnquartier „Angerbogen". Die Energiezentrale verbindet technische Infrastruktur mit öffentlicher Nutzung: Das Gebäude beherbergt ein Blockheizkraftwerk mit Trafostation und ein öffentliches Café auf 45 Quadratmetern.
Die Energiezentrale in Freising-Süd erinnert eher an eine moderne Kirche als an einen nüchternen Funktionsbau für Heizungstechnik. © Sebastian Schels
Die Energiezentrale in Freising-Süd erinnert eher an eine moderne Kirche als an einen nüchternen Funktionsbau für Heizungstechnik. © Sebastian Schels

Die Architekten Johannes und Kerstin Dantele haben für den Zweckbau ein Gestaltungskonzept entwickelt, das die unterschiedlichen Anforderungen in einer ungewöhnlichen Gebäudeform vereint.

Städtebauliche Einbindung am Quartierszugang

Die Kreisstadt Freising verzeichnet seit Jahren ein kontinuierliches Bevölkerungswachstum. Auf einem ehemaligen Gewerbegebiet im Süden der Stadt entstehen derzeit über 450 Wohnungen und eine Kindertagesstätte. Die Energiezentrale steht an der Angerstraße und markiert den Zugang zum neuen Quartier. Das dreieckige Grundstück bietet Raum für einen kleinen Platz, den das Café im Erdgeschoss belebt. „Auf die städtebauliche Sonderstellung und die hybride Sonderfunktion musste eine Sonderform folgen“, erinnert sich Architekt Johannes Dantele. Das Büro Dantele entwickelte eine Grundform aus einem unregelmäßigen Fünfeck, das sich mit seiner schmalen Front zur Stadt öffnet und im rückwärtigen Bereich die technischen Anlagen aufnimmt. Die polygonale Form erzeugt aus jeder Blickrichtung eine andere Ansicht.

Das Café kann auf drei Seiten mit Glas-Faltwänden großzügig geöffnet werden und der Gastraum erweitert sich barrierefrei auf den Quartiersplatz. © Sebastian Schels
Das Café kann auf drei Seiten mit Glas-Faltwänden großzügig geöffnet werden und der Gastraum erweitert sich barrierefrei auf den Quartiersplatz. © Sebastian Schels

Statische Anforderungen prägen die Materialwahl

Die Kombination unterschiedlicher Nutzungen stellte die Planer vor Herausforderungen. Der Generator für die Stromerzeugung benötigt aus statischen und schallschutztechnischen Gründen Masse – die Konstruktion besteht daher aus Beton. Auch den 24 Meter hohen Abluftkamin fertigten die Bauausführenden aus Beton. Die Gebäudehöhe resultiert aus dem elf Meter hohen Pufferspeicher mit einem Fassungsvermögen von 11.000 Litern. Großformatige Rundfenster gewähren Einblicke in das Kraftwerksinnere. Eine Verkleidung aus Lärchenholz im Erdgeschoss bildet einen Sockel, der die massive Sichtbetonfassade gliedert. Oberhalb der Holzverschalung schließt ein Gesims die Betonfassade ab. Im Bereich der Glas-Faltwände weitet sich das Gesims zu einem schmalen Vordach auf.

Hoher Gastraum mit reduzierter Farbgebung

Das Café nutzt knapp 45 Quadratmeter an der schmalsten Seite des Fünfecks. Im Untergeschoss befinden sich Technikräume und Sanitäranlagen. Der Verzicht auf eine Zwischendecke schuf einen sieben Meter hohen Raum. Die nachtblaue Wandgestaltung unterstreicht die Raumwirkung. Abgerundete Übergänge zwischen Wand und Decke lösen die dunklen Flächen optisch auf. Ein großformatiges Rundfenster bringt Tageslicht in den Raum, Hängeleuchten an langen Kabeln sorgen für die Abendbeleuchtung.

Die Eckausbildungen mit Winkeln von 90 und 125 Grad wurden als konstruktive Sonderlösungen mit festen Pfosten von Solarlux ausgeführt, an welche die Glas-Faltwände von zwei Seiten anschließen. © Sebastian Schels
Die Eckausbildungen mit Winkeln von 90 und 125 Grad wurden als konstruktive Sonderlösungen mit festen Pfosten von Solarlux ausgeführt, an welche die Glas-Faltwände von zwei Seiten anschließen. © Sebastian Schels

Glas-Faltwände öffnen den Raum nach außen

Trotz der massiven Betonkonstruktion und des dunklen Innenraums wirkt das Café hell und transparent. Glas-Faltwände mit einer Höhe von 2,60 Metern öffnen den Gastraum auf drei Seiten. Die Architekten gaben Lärchenholz als Material vor, passend zur Fassadenverkleidung. Die ausführende Schreinerei wählte das System Woodline von Solarlux. „Die Abwicklung war unkompliziert, die Qualität hat gestimmt und offene Fragen wurden schnell beantwortet“, berichtet Schreinermeister Stefan Hahn. Ihm war wichtig, dass die Faltanlagen nach der Montage ohne Nacharbeit funktionieren. „Wenn die Vorarbeiten wie von Solarlux vorgegeben umgesetzt sind, laufen die Systeme einwandfrei.“ Die Oberflächen aus mehrfach schichtverleimtem Lärchenholz behandelte der Schreiner mit dem gleichen Holzöl wie die Wandpaneele im hinteren Erdgeschossbereich.

Bautafel

Projektname: Energiezentrale Freising mit Trafostation und Quartierscafé
Ort: Angerstraße 17, 85354 Freising
Fertigstellung: 2024
Bauherrschaft: Freisinger Stadtwerke Versorgungs-GmbH
Architektur: büro dantele, Johannes und Kerstin Dantele Dipl.-Ing. Architekten Stadtplaner PartGmbB, Freising
Landschaftsarchitektur: ver.de Landschaftsarchitekten Stadtplaner PartGmbB, Freising
Ausführung Fassade: SK Hahn GmbH, Unterdietfurt
Produkte: Glasfaltwand System Solarlux Woodline, Holzart Lärche; Woodline Festfenster aus Holzprofilen, Holzart Lärche

Konstruktive Details und Anpassungsfähigkeit

Auch im geschlossenen Zustand ermöglicht die schmale Profilkonstruktion mit 143 Millimetern im Flügelstoß ausreichenden Lichteinfall. Das System erlaubt die individuelle Anpassung von Elementanzahl, Öffnungsrichtung und die Kombination mit Drehtüren und Festelementen. Die drei Faltanlagen bestehen aus jeweils vier bis fünf Elementen, die sich nach dem Ziehharmonika-Prinzip zusammenfalten und unter dem Vordach parken lassen. Drehtüren mit Komfortverriegelung auf allen Gebäudeseiten lassen sich dank einer speziellen Drückergarnitur von beiden Seiten öffnen. Ein Trittschutz aus Aluminium in den Bodenschienen schützt vor Verformungen und Verschmutzungen und lässt sich bei Bedarf austauschen. (mb)

www.solarlux.com

Quelle: ASSA ABLOY Sicherheitstechnik GmbH

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