Vom Studiobau zur Systemintegration
Das 2000 gegründete Ingenieurbüro entwickelte sich von der reinen Anlageninstallation hin zur Fachplanung für audiovisuelle Medientechnik. Die Planer arbeiten heute für Universitäten, Theater, Opernhäuser, Kongresszentren, Kliniken, Fernseh- und Rundfunkstudios sowie Justizgebäude. Da Medientechnik mit IT- und Gebäudeleittechnik zusammenwächst, kooperieren die Spezialisten eng mit TGA- und Elektroplanern.
Getrennte Budgets erschweren Kostenplanung
Öffentliche Projekte bringen besondere Anforderungen mit sich. Johannes Sprondel, Ingenieur für audiovisuelle Medientechnik und Geschäftsführer von Wireworx, erklärt: „Bei öffentlichen Projekten existiert in den meisten Fällen eine Budgettrennung, die aber zu Projektbeginn nicht unbedingt immer klar ist.“

Die Ingenieure planen oft Gesamtanlagen, die inhaltlich nicht aufteilbar sind, aber verschiedene Kostenträger finanzieren. Beispielsweise bezahlt das Land fest montierte Beschallungsanlagen nur in Hörsälen mit ansteigender Bestuhlung. Identische Anlagen in Seminarräumen ohne ansteigende Bestuhlung trägt die Universität. Auch Gliederungen nach DIN 276 oder eigenen Strukturen müssen je Kostenträger definiert werden. Sprondel dazu: „Diese Zuordnung muss flexibel möglich und nachträglich anpassbar sein, ohne dass das Raum- und Gebäudebuch neu zu sortieren ist.“
Software ersetzt Tabellenkalkulation
Während das Büro kleinere Projekte anfangs mit Tabellenkalkulation verwaltete, erfordern heutige Großprojekte strukturierte AVA- und Baukostenmanagementsysteme. Bei Projektlaufzeiten bis zehn Jahren, unterschiedlichen Kostenträgern und Kostengruppen in mehreren Gewerken lassen sich Kosten nur mit entsprechender Software transparent darstellen und verfolgen. Das Ingenieurbüro entschied sich für California der Münchner G&W Software AG.

Strukturierte Projektabbildung im Raum- und Gebäudebuch
Die Ingenieure bilden Projekte zunächst im Raum- und Gebäudebuch von California ab und stellen Gebäude sowie Räume geschossweise dar. Sie gruppieren diese in Modultypen wie Seminarräume und Hörsäle für Universitäten oder kleine Besprechungsräume und große Konferenzräume für Firmenkunden. Für erste Kostenschätzungen greifen die Spezialisten auf Daten abgeschlossener Projekte zurück und passen diese an.
Die Ausstattung der Medienprojekte variiert erheblich. Das Bauteil Videokonferenzanlage reicht von einer kleinen USB-Webcam bis zu großen Anlagen mit Deckenmikrofonen und eingebauten Kameras sowie Bildmischern. Der zuständige Projektingenieur definiert die erforderlichen Standards.
Präzise Kostenberechnung durch Stamm-Leistungsverzeichnis
Bei der Kostenberechnung legen die Medientechniker für jeden Raum die notwendigen Bauteile mit zugehörigen Positionen an. Sie übernehmen relevante Daten aus dem Stamm-LV ins Projekt-LV. Im Stamm-LV sind Preisgruppen für unterschiedliche Projektgrößen hinterlegt, die nach Ausschreibungsergebnissen automatisiert aktualisiert werden. Zusätzlich erstellen die Ingenieure Jahrespreisgruppen als Median aus Vorjahr und neuen Ergebnissen.

Flexible Kostengruppen-Zuordnung
Die Ingenieure legen großen Wert auf ausführliche Kostenerläuterungen, damit Auftraggeber die Komplexität audiovisueller Medientechnik nachvollziehen können. Häufig entsteht Diskussionsbedarf über Kostenzuordnungen und Finanzierungsverantwortung.
Die DIN 276 ordnet audiovisuelle Medientechnik standardmäßig der Kostengruppe 455 zu. Manche Auftraggeber wünschen abweichende Zuordnungen für haushalterische Abhängigkeiten oder Kostenträger-Strukturen. Johannes Sprondel kann im Raum- und Gebäudebuch neue Dokumentationsgliederungen anlegen und Kosten entsprechend zuweisen, ohne das Projekt neu zu strukturieren. Diese Flexibilität stellt für Wireworx eine erhebliche Arbeitserleichterung dar.
Aktualisierung bei kurzen Produktzyklen
Da Zyklen in der Medientechnik im Vergleich zu langen Projektlaufzeiten extrem kurz sind, müssen geplante Produkte oft durch Nachfolgeprodukte ersetzt werden. Die Ingenieure dokumentieren akribisch die Kosten einzelner Projektstände und schreiben Stadien zur Dokumentation gegenüber Auftraggebern fest. So bleiben alle Beteiligten auf aktuellem Stand.

Eigene Langtext-Datenbank entwickelt
Da für Medientechnik kein Standard-Leistungsbuch existiert, bauten die Ingenieure im Stamm-LV eine Langtextdatenbank mit eigenen produktneutralen Langtexten und zugehörigen Preisgruppen auf. Bereits in der Entwurfsplanung liegen parallel zum Raum- und Gebäudebuch die Grundlagen für Leistungsverzeichnisse zur Ausschreibung vor.
Die Ingenieure nutzen California auch für detaillierte Nachtragsverwaltung und Rechnungsprüfung. Sie erstellen und buchen automatisch Zahlungsanweisungen für Abschlagszahlungen, Teilschlussrechnungen und Schlussrechnungen. Eine lückenlose, transparente Historie der Stadienentwicklung vom Planungs-LV über Kostenberechnung, Kostenanschlag, Hauptauftrag und Nachtragsstadien bis zur Kostenfeststellung ist für Wireworx unverzichtbar. (mb)