Neue Gefahrendynamik durch Batteriespeicher
Hochvoltspeicher und stationäre Batteriesysteme stehen im Mittelpunkt der diesjährigen Tagung. Lithium-Ionen-Batterien entwickeln im Fehlerfall binnen weniger Sekunden Brände, setzen toxische Gase frei und erfordern spezielle Löschverfahren. Planer, Feuerwehren und Versicherungen müssen ihre Konzepte grundlegend anpassen.
„Mit dem Einzug von Energiespeichern in immer mehr Gebäuden wächst auch das Risiko von Bränden mit völlig neuen Dynamiken“, sagt Professor Jochen Zehfuß, wissenschaftlicher Tagungsleiter und Leiter des Fachgebiets Brandschutz im Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz (iBMB) der TU Braunschweig. „Unser Ziel ist es, die neuesten Erkenntnisse aus Forschung und Praxis zusammenzubringen, um sichere Lösungen für den Umgang mit diesen Technologien zu entwickeln.“
Verbundprojekt untersucht Brandausbreitung
Das iBMB erforscht in Kooperation mit der Branddirektion München und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) Berlin die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Bränden dicht gelagerter Antriebsbatterien. Professor Jochen Zehfuß und Projektmitarbeiter Justus Frenz präsentieren Ergebnisse aus Brandversuchen des Projekts BEGIN-HVS, das das Programm „Forschung für die zivile Sicherheit“ fördert.
Kostenreduzierung im Wohnungsbau
Karin Siebeck, ehemalige Leiterin des Hamburger Amts für Wohnen, Stadterneuerung und Bodenordnung, eröffnet die Brandschutz-Tage mit einer Keynote zum Hamburg Standard. Die Initiative will durch kostenreduzierende Baustandards, optimierte Planungsprozesse und beschleunigte Verfahren die Kosten für den Wohnungsneubau in der Hansestadt senken – ein Projekt von bundesweiter Bedeutung.
Breites Themenspektrum
Das Programm behandelt Neuerungen bei Brandmeldeanlagen, Brandschutz in automatisierten Lagersystemen sowie Neuentwicklungen bei den Mustervorschriften im Schulbau und bei Versammlungsstätten. Weitere Themen umfassen Verwendbarkeitsnachweise im Holzbau und die Vereinfachung von Digitalisierungsprojekten. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Schweizer Ansatz, der Brandschutzvorschriften risikobasiert weiterentwickelt. Das Programm zeigt zudem Brandschutzlösungen für den Holzbau sowie für Pflegeheime und Krankenhäuser.
Fachausstellung und Heißbemessung
Rund 35 Aussteller aus dem deutschsprachigen Raum präsentieren aktuelle Entwicklungen bei Produkten für den baulichen, anlagentechnischen, abwehrenden und organisatorischen Brandschutz. Das internationale Symposium „Heißbemessung“ versammelt bereits am 29. September nationale und internationale Experten auf dem Gebiet der Heißbemessung und Brandsimulation. Zwölf Vorträge beleuchten verschiedene Aspekte des konstruktiven Brandschutzes und der Branddynamik. Am 30. September erfolgt die Verleihung des bundesweit einmaligen Brandschutz-Nachwuchspreises für studentische Arbeiten.
Seit 1987 lädt das Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz der Technischen Universität Braunschweig zu den Braunschweiger Brandschutz-Tagen ein. Rund 600 im Brandschutz tätige Ingenieure aus Bauaufsichtsbehörden, Feuerwehren, Versicherungen, Ingenieurbüros, Industrie, Prüfanstalten und Forschungseinrichtungen nutzen die Tagung zum Informations- und Gedankenaustausch. (mb)