Architektonisches Konzept ohne Barrieren
Das direkt am Seeufer gelegene Hotel versteht sich als Inklusionsbetrieb, verzichtet aber auf demonstrative Signale. Rund 40 Prozent des Personals arbeitet mit Einschränkungen – ein Umstand, der Gästen nicht auffällt. Die Haustechnik wartet möglicherweise ein Installateur, der in konventionellen Unternehmen keine Beschäftigungschance erhalten hätte. In der Küche bereitet vielleicht eine Konditorin die Torten zu, die andere Rahmenbedingungen benötigt. Das Hotel passt den Rahmen dem Personal an – nicht umgekehrt, wie sonst üblich.
Reizreduzierte Gestaltung als Funktionsprinzip
Das Hotel bietet eine ruhige und reizarme Atmosphäre. Dies kommt Angestellten mit entsprechenden Einschränkungen entgegen, wirkt aber auch auf alle Gäste. Minimalistische Einfachheit und wenige, sorgfältig verarbeitete Materialien folgen der Tradition skandinavischer Architektur, verantwortet von dem Architekturbüro Wuttke & Ringhof Arkitekter aus Kopenhagen. Die Werkstoffe Holz, Beton und Wittmunder Klinker dominieren.
Die Türen des Hotels öffnen sich ausreichend breit und lassen sich dennoch für Menschen mit Beeinträchtigungen sehr leicht bedienen – auch für Rollstuhlfahrer. Neben den geringen Bedienkräften sorgt unter anderem die Drückerhöhe von 850 Millimeter dafür. Für die Gestaltung barrierefreier Türen empfiehlt die Norm zudem, dass sie sich farblich von der Wand absetzen. Die Architekten hielten sich bei der SeeLoge daran.

Städtebauliche Integration
Wer hier übernachtet, parkt sein Fahrzeug auf der Rückseite des Hotels und betritt die SeeLoge von dort über ein dreigeschossiges Gebäudeteil in norddeutscher Klinkerbauweise mit einer aufgesetzten hölzernen Etage. Wer dagegen über die Promenade am Eutiner See bummelt, sieht die leichte Holzstruktur der Vorderseite mit jenen typischen Veranden, die an die Bäderarchitektur des 19. Jahrhunderts erinnern. Sie bieten Privatheit und dienen zugleich als Sonnenschutz für die dahinterliegenden Zimmer.
Der zentrale Durchgang vom Parkplatz zur Terrasse ermöglicht den Blick über den See bis zum Schloss. Diese Verbindung trägt Bedeutung, denn die SeeLoge steht an einer äußerst prominenten Stelle der Stadt. Das Hotel sondert sich nicht als Solitär ab. Es verzahnt sich mit der Stadt über diese Blickbeziehung und tritt in seiner Dimension keinesfalls mit dem Schloss in Konkurrenz.
Betriebskonzept ohne Subventionen
Ein Unternehmen betreibt das Hotel, das Erwachsene mit einer Beeinträchtigung dabei unterstützt, ins Arbeitsleben zu finden. Weil sich die SeeLoge in einem freien Markt behaupten muss, unterscheidet sie sich von einer Werkstätte für Menschen mit Behinderung. Alle Jobs sind sozialversicherungspflichtig und Teil eines normalen Arbeitslebens. Derartige Inklusionsunternehmen erhalten übrigens keine Subventionen. Sie bekommen nur einen Nachteilsausgleich – wie er allen Unternehmen des ersten Arbeitsmarktes zusteht, die entsprechendes Personal beschäftigen.
Ganz nebenbei entschärft die Ostholsteiner Dienstleistungsgesellschaft OHDG mit ihrem Inklusionskonzept als Betreiberin eines der dringendsten Probleme von Gastronomie und Hotellerie: den dramatischen Mangel an Arbeitskräften. Eigentlich kann es sich die Branche schon längst nicht mehr leisten, auf diese hochengagierten Köche und Konditorinnen zu verzichten.

Technische Umsetzung der Türelemente
Was die Funktionen betrifft, beschränken sich barrierefreie Türen nicht. Die SeeLoge erhielt Brand-, Rauch-, Schallschutz-, Nassraum- und Vollspantüren. Zudem setzte die Bauleitung Nischentüren mit Muschelgriff ein, die im geöffneten Zustand flächenbündig in der Wand liegen. Insgesamt verbaute man rund 150 Türen, davon den größten Teil mit barrierefreier Zertifizierung. Die wichtigsten Merkmale dieser Türelemente zeigen sich darin, dass sie deutlich wahrnehmbar, leicht zu öffnen und zu schließen und sicher zu passieren sind.
Die barrierefreien Türen lassen sich mit unterschiedlichen Funktionen, Oberflächen und Zargen kombinieren. Dabei prüfte und zertifizierte der Hersteller sie komplett als System barrierefrei – also Türblatt inklusive Zarge, Drücker, Schloss, Bänder, Türschließer und Bodendichtung. Entscheidend für die Zulassung als barrierefreie Tür sind neben Größe und Gewicht die Anzahl an Dichtungen und die Art der Beschläge. Besonders die sogenannten Bedienkräfte spielen eine tragende Rolle.
Standort: Bleekergang 4¬6, Eutin, DE
Bauherr: Die Ostholsteiner GmbH, Eutin, DE
Architekt: Wuttke & Ringhof Arkitekter, Kopenhagen, DK
Tragwerksplanung: KSK Ingenieure, Eutin, DE
Brutto-Grundfläche: 2991 m²
Netto-Grundfläche: 2503 m²
Fertigstellung: 2022
Fotos: Laura Thiesbrummel, München, DE
Verarbeiter: Kaefer Construction GmbH, Kiel, DE
Hörmann-Produkte: zweigeteilte Stahlumfassungszarge zum nachträglichen Einbau
Schörghuber-Produkte: Barrierefrei zertifizierte Türen; Rauchschutztüren mit Schallschutz Rw 37 dB, 50 mm Türdicke, Premium lackiert RAL 9016; Hotelzimmereingangstüren: Schallschutztüren Access (mit nur einer Dichtungsebene), Rw 42 dB, 70 mm Türdicke, Oberfläche Furnier Eiche Naturholz Effekt matt lackiert, vorgerichtet für Zugangskontrolle; Schallschutztüren Rw 37 db mit Feuchtraumeignung, HPL Schörghuber Diamantweiß; Nassraumtüren; Schallschutztüren mit Nassraumeignung; Vollspantüren 50 mm; Massivholz-Rahmentüren mit Schallschutz Rw 37 db mit großflächiger Verglasung; Nassraumschiebetür 2-flügelig, holzwerkstofffrei; Brandschutztüren 1- und 2-flügelig mit RW 45 db oder 47 dB; Massivholz-Rahmentüren Brandschutz mit Holzblockzarge mit Alu Schattennut und Seitenteil; Massiv-holz-Rahmentür mit Oberlicht, Automatischer Drehflügelantrieb, Gesamthöhe 3500 mm; Massivholz-Rahmentür Schallschutz mit Festverglasung; Massivholz-Rahmentüren 2 -flügelig; Nischentüren mit Brand- und Rauchschutzfunktion; T90 Brandschutztüren; Holzumfassungszargen ohne Zierfalz; Holzblockzargen Alu-Schattennut
Technische Spezifikationen
Neben den 48 Hotelzimmereingangstüren mit einem Schalldämmwert von Rw = 42 dB und einer Oberfläche aus matt lackiertem Eiche-Furnier kamen in der SeeLoge sieben Rauchschutztüren zum Einsatz – alle mit Vorrichtungen für eine Zugangskontrolle. Großflächig verglaste Massivholz-Rahmentüren sorgen für Licht im Flur und Treppenhaus.
Grundsätzlich liefert Schörghuber die barrierefreien Türelemente in ein- oder zweiflügliger Ausführung sowie als platzsparende Schiebetür ohne Bodenschwelle. Dabei stehen Türblattstärken von 42, 50 oder 70 Millimeter zur Wahl. Auch die Funktionsvielfalt fällt groß aus: Brandschutz gewährleistet das System in den Klassen T30 und T90, Schallschutz mit Rw = 32, 37 und 42 dB. Weiter liefert der Hersteller die barrierefreien Türelemente mit Rauchschutz und Einbruchhemmung der Kategorien RC2 und RC3. Passende Zargen gibt es in Holz, Stahl oder Aluminium. (mb)