Die Proben wurden teils mit, teils ohne begleitendes Foto des Materials präsentiert. Wenn der visuelle Eindruck mit dem Geruch übereinstimmte, bewerteten die Teilnehmenden diesen als angenehmer und vertrauter – unabhängig davon, wie intensiv der Geruch war. Ohne Bild fiel die Einordnung oft schwerer, was zu einer niedrigeren Bewertung führte.
Zusammenwirken von Sehen und Riechen
Messungen der Gehirnaktivität zeigen, dass kontextrelevante visuelle Reize automatisch stärker verarbeitet werden und damit die subjektive Geruchswahrnehmung beeinflussen. Dieser Effekt trat selbst dann auf, wenn neutrale Raumluft oder ein anderer Geruch – wie etwa Zitrus – dargeboten wurde. Das bedeutet, dass visuelle Eindrücke die Ergebnisse technischer Geruchsprüfungen verzerren können. Die Forschung verdeutlicht, dass Gerüche im Alltag selten isoliert wahrgenommen werden, sondern fast immer in Kombination mit optischen Eindrücken.
Praxis für Planung und Bau
Für die technische Beurteilung der Raumluftqualität sind präzise Messwerte der VOC-Konzentrationen ausschlaggebend, nicht allein subjektive Geruchseindrücke. In Gebäuden, in denen Holz als Baustoff eingesetzt wird, kann es aus gestalterischen und nutzerorientierten Gründen sinnvoll sein, Holzelemente sichtbar zu lassen – etwa durch freiliegende Balken oder Verkleidungen. Wenn Nutzer Holz mit positiven Eigenschaften verbinden, kann dies zu einer besseren subjektiven Wahrnehmung der Raumluft und zu einem höheren Wohlbefinden beitragen, ohne dass sich die tatsächlichen Luftschadstoffwerte verändern.