Das Wochenendhaus der Eheleute Heidenreich erreicht man von Buenos Aires aus nach einer einstündigen Bootsfahrt durch die schmalen Windungen des Paraná-Flusses. Das Grundstück liegt mitten in einem Delta auf einer kleinen Insel. Kein Problem für den segel- und bootsbegeisterten IT-Unternehmer. Nicht ganz unproblematisch war allerdings die Idee, auf dem sumpfigen Gelände ein Haus zu bauen.
Amphibisches Bauen als Konstruktionsprinzip
Das Architekturbüro MAPA entwickelte dafür das Konzept eines Amphibienhauses: Der Begriff stammt aus dem Tierreich und beschreibt eine Bauweise, die an ansteigende und fallende Wasserstände angepasst ist. Beim Casa Biguá heben Holzbinder das Haus zwei Meter über den Boden, um es vor den periodischen Überschwemmungen im Paraná-Delta zu schützen. Auch das sich über der Bodenplatte erhebende Gebäude ist eine leichte Holzkonstruktion – angepasst an die traditionelle Bauweise auf den Inseln des Deltas. Das Haus entstand aus vorgefertigten Elementen, die mit kleinen Booten transportiert werden konnten.
Als drittes Element kam die Passivhausbauweise dazu. Angesichts von häufigen Stromausfällen und dem feuchten Klima in der Region überzeugten der geringe Stromverbrauch und die gute Luftqualität die Bauherren, die sich in Chile über das Passivhaus-Konzept informiert hatten. Für die fachliche Beratung konnten sie den argentinischen Architekten Pedro Reyna gewinnen, einen akkreditierten Passivhaus-Planer, dem es zusammen mit dem Bauleiter Joaquín Berdés gelang, das ungewöhnliche Bauprojekt an die hohen Anforderungen des Passivhaus-Instituts anzupassen.

Konstruktion: Haus im Haus
Das Gebäude weist mit 400 Quadratmetern Grundfläche beträchtliche Dimensionen auf und wirkt durch seine besondere Konstruktion luftig und leicht, dem Klima angepasst. Die Grundplatte scheint durch die Unterkonstruktion über dem Boden zu schweben. Darüber erhebt sich ein riesiges Pultdach, das dem darunterliegenden Raum Schutz und Schatten spendet. Unter dieses Dach ist das eigentliche Haus „eingeschoben“. Auf gut 220 Quadratmetern befinden sich hier die Schlafzimmer, Bäder und Wohnräume. Das mit 175 Quadratmetern sehr geräumige „Deck“ nutzen die Bewohner zum Outdoor-Living. Großzügige Holztreppen mit breiten Podesten führen zum Bootsanleger und in das Innere der Insel.
Nachhaltige Materialwahl
Die Basisstruktur fertigten die Bauingenieure aus massivem Anchico-Holz, einem Hartholz, das den Zyklen von Nässe und Trockenheit sehr gut widersteht. Die Konstruktion oberhalb der Bodenplatte, einschließlich der über 13 Meter langen Dachbalken, besteht aus imprägniertem Brettschichtholz. Das dafür genutzte Holz der Ellioti-Kiefern stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
Für die Öffnungen wählten die Planer Kunststoff-Fenster- und Türensysteme von Schüco. Hinsichtlich der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit überzeugte die Schüco LivIng Serie die Bauherren mit seiner technischen Langlebigkeit und der Recyclingfähigkeit seiner PVC-Profile. Denn haben die Schüco Kunststoff-Elemente nach mehreren Jahrzehnten ausgedient, ist die Kreislauffähigkeit der eingesetzten Materialien sichergestellt.

Klimaangepasste Gebäudetechnik
Der Entwurf von MAPA Arquitectos folgt einer bioklimatischen Strategie mit leichter Bauweise, die den Sonnenschutz und die natürliche Belüftung fördert. Die Anordnung der Räume ermöglicht eine Interaktion mit der Außenwelt und minimiert gleichzeitig die Energieverluste. Die Hauptnutzflächen sind nach Norden ausgerichtet, um das Sonnenlicht optimal zu nutzen. Ein System von Galerien reguliert den Lichteinfall und schafft einen fließenden Übergang zwischen innen und außen. Dämmung und Luftdichtigkeit entsprechen den Prinzipien des Passivhauses und schaffen einen thermischen Komfort, der von den Bauherren als extrem angenehm empfunden wird. Als eines der ersten Passivhäuser Argentiniens verbraucht das Casa Biguá nur sehr wenig Heiz- und Kühlenergie. Das Heiz- und Kühlsystem speist eine Luft-Wärmepumpe. Aufgrund des feuchten Klimas im Delta war die Raumluftkonditionierung einer der Schwerpunkte des Haustechnik-Konzepts.
Technische Details der Gebäudehülle
Ein wesentliches Merkmal der Passivhausbauweise ist die Luftdichtigkeit der hochwärmegedämmten Gebäudehülle. Bei den Holzaußenwänden setzten die Ingenieure dafür Strukturdämmplatten, sogenannte SIP-Paneele, ein, die ihre isolierenden Eigenschaften auch unter feuchten Bedingungen und bei niedrigen Temperaturen nicht verlieren. Für die Öffnungen empfahl Schüco Partner El Bulevar Aberturas das passivhaustaugliche Fenstersystem Schüco LivIng 82 MD sowie eine passende Hauseingangstür aus der Schüco LivIng Serie. Das perfekte Zusammenwirken der verschiedenen Bauteile unterstreicht die einheitliche Farbgebung, für die die Kunststoff-Fenster und -Türen mit einer passenden Folierung farblich in die schwarze Holzaußenwandkonstruktion integriert wurden.
Objekt: „Casa Biguá“ im Tigre-Delta
Standort: 1628 San Fernando/ARG
Bauherr: Erica und Edouardo Heidenreich
Architekten: MAPA Arquitectos, Studio Buenos Aires, ARG (heute FROM, Montevideo/URY)
Passivhausplaner: Pedro Reyna, Córdoba/ARG
Bauleitung: Joaquín Berdés, Buenos Aires/ARG
Bauunternehmen: Horacio Battagliero, Battagliero Constructions, Rincón de Milberg/ARG
Schüco Verarbeiter: El Bulevar Aberturas S.A., Tandil/ARG
Zertifizierung: Passivhaus Institut, Darmstadt
Fertigstellung: 2022
Das Siebenrammer-System von Schüco konnte hier seine geprüfte Passivhaustauglichkeit mit guten Dämmeigenschaften (Uf bis zu 0,96 W/m²K) und einer dauerhaft hohen Dichtwirkung unter Beweis stellen. Dafür sorgt auch die Schüco LivIng-Dichtung, die eine wirksame Abdichtung über viele Jahre garantiert. In den Fenster- und Türrahmen sowie in den Flügeln sorgen die starken, korrosionsgeschützten Stahlprofile für dauerhafte Stabilität. Griffe und Beschlagteile sind gegen Korrosion versiegelt. Und nicht zuletzt erreicht die Dreifach-Verglasung mit Low-E-Filter und „Warmer Kante-Abstandhalter“ beachtliche U-Werte (Ug 0,40 W/m²K). (mb)